Malereien
in
Klosferräumen.
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in dem Kapitelsaale des ehemaligen Klosters Brauweiler,
und zwar an den sechs Kreuzgewölben desselben, also 24
Felder im Ganzen. Ein Kreuzgewölbe enthält das Brust-
bild Christi und mehrere Heilige; in den übrigen sieht
man alttestamentliehe und legendarisehe Seenen, die sich
auf die Mysterien der christlichen Religion zu beziehen
scheinen, erstere als Vordeutttngen des neuen Testamentes,
letztere als dessen Bewährungen. Die vier Felder eines
Kreuzgewölbes stehen unter sich im Zusammenhang; so sieht
man z. B. eine Kreuzigung Christi von drei andern Martyrien
begleitet; sodann in einem andern Gewölbe mehrere Kampf-
scenen, unter denen man den Simson mit dem Eselskinn-
backen in der Mitte von Erschlagenen erkennt; ein drittes
Gewölbe enthält lauter Einsiedlerlegentlen, u. s. w. Styl,
Behandlung, Geist der Attftnassilng und alles Technische
steht ziemlich entschieden den bessern Sachen des unten zu
erwähnenden Hortus deliciarum zur Seite. Leider sind viele
Stellen verblichen und verdorben. Vielleicht enthalten die
jetzt mit Täfelwerk verdeckten YVände des Saales noch bild-
liche Darstellungen ähnlicher Art. Einzelne Andeutungen 19-
lassen vermuthen, dass nicht überall die Klosterräume mit
so völlig kirchlichen Bildern geschmückt waren; hie und da
war die Geschichte des Klosters dargestellt, wie in Reichen-au,
und im XII. Jahrhundert liess man wohl vollends der heiern,
phantastischen Yveltlaune den {reisten Lauf. Wenigstens
finden sich in der (vor 1153 abgefassten) "Apologie" des
heil- Bernhard ü") Strenge Vorwürfe dieses Inhalts. „XYas sollen
in den Klosterzimmern, wo die Brüder lesen, jene lächer-
lichen Ungethüme, Affen, Löwen, Centauren, Tiger, Halb-
menschen, Kriegerkähnpfe und blasenden Jäger? jene vielen
Körper mit einenrKopf und die vielen Köpfe auf einem
Körper? jene Bestien, welche halb Pferd halb Bock sind?
bei all dieser Buntheit kommt nichts heraus, als dass man
lieber ganze Tage auf die Bilder sieht, statt in die Bücher!
Wenn man sich der Possen nicht schämt, sollte man doch
Opel-a
Bernhardi,
Tom.
pag.
545.