Wandmalerei.
Deutschland.
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aus dem XII. Jahrhundert erhalten istä). An den Wänden
(vielleicht symmetrisch in die Nebenschille und an die Ober-
mauer des Mittelschiffes vertheilt.) sah man 32 IIeilig-e und
zehn Seenen aus der Geschichte Christi von der Verkündi-
gung bis zum bethlehemitischen Kindermord; die Chornisehe
dagegen enthielt nur eine kolossale Darstellung: in der Halb-
kuppel Christus gen Himmel fahrend und. zur Rechten Gottes
Sitzend, dann Sonne und Mond, vier Engel und vier Leuch-
ter, weiter abwärts die 12 Apostel und die zwei Männer in
weissen Gewändern; unter ihnen die Qrdensstifter und L0-
kalheilligen Alle aufwärts bliekend nach dem gen Him-
mel schwebenden Christus. Die Darstellung schloss unten
mit einem gemalten Teppich, über welchen man einen wirk-
lichen Teppich zu hängen pflegte
Eine Zwischengattung von Teppich und Wandgemälden 3.
finden wir in den „Gemälden auf Leinwand" (linteamina
depicta), welche Conrad, Abt von St. Michael in Hildesheim,
im Jahre 1127 anschaffte, um die Wände seiner Kirche zu
bekleiden, vielleicht in Erwägung eines baldigen Umbaues
derselben. Man darf hier sicher an Figuren, nicht an blosse
Ornamente denken, denn letztere wären, wenn auch nur für
eine Dauer von Wenigen Jahren, wohl unmittelbar auf die
Mauer gemalt wortlen, wofür in dem kunstfleissigen Hildes-
heim Hände genug vorhanden sein musstenmx).
Von den wenigen erhaltenen Werken deutscher m0nu- 4-
mentaler Malerei vom XI. bis in das XIII. Jahrhundert be-
sitzt zufälliger Weise gerade diess S. Michaelskloster das
grösste, praehtvollste und künstlerisch bedeutendste: nämlich
die noch beinahe vollständig erhaltene, wohl 100 Fuss lange
Holzdecke über dem Mittelschiff der Basilica, jetzt das
m) Aus Pez und Meichelbeck mitgetheilt bei Fiorillo, a. a. O. 1.,
S. 178. Die Anordnung in der Nische hat einiges Dunkle. '
H) So erkläre ich die räthselhaften Worte: Juxta tcrram vero eius-
dem tribunalis (d. h. Chornische) 191,12 wlamen, supra illud velamentum.
im") Vorstehendes ist theilweise aus Emeric-David, a. a. O. bes.
S. 110 u. f. und aus Fiorillo, a. a. 0., bes. 1., S. 397, 456 und II.,
S. 23 entnommen.