xVandnlalerei.
Frankreich.
Saint-Savin.
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1150 versetzt werden (übrigens zum mindesten drei, vielleicht
auch zeitlich verschiedene Hände verrathen), haben sich in
der Kirche von St Savin, Departement de la Vienne, in der
Vorhalle, dem lhlittelschiffi, (lem Chor, der Crypta u. a. a.
Stellen erhaltene"). Sie stellen alttestamcntliche und legenda-
Tische Vorgänge, apokalyptische Scenen und zahlreiche. Lo-
Cilllleilige und Propheten dar. Die Behandlung 1st ganz eigen-
thüinlich; es sind Umrisszeichntingen, mit sehr wenigen Far-
ben ausgefüllt; eine Anzahl von (altern) Bildern ist sogar
bloss dichromatisch mit den verschiedenen Abstufungen von
Gelb und von Braunroth ausgeführt, wobei noch in den Un-
tergewändern u. dgl. ein reines Weiss hinzukönimt. Schon
diese grosse und ohne Zweifel geflissentliche Einfachheit bil-
det zu der bunten Pracht gleichzeitiger byzantinischer WVerke
den geradesten Gegensatz, und ebenso verhält es sich mit
der Zeichnung und Composition, welche vielleicht deutlicher
als in irgend einem andern Denkmal die direkte Herkunft
des abendländisch-r0manischen Styles aus dem späitröniischen
beweist. Eine ltlülle lebendiger Intentionen, besonders in
den alaokalyptischien Bildern, drückt sich in den fast durch-
gängig bewegten Figuren aus; in den runden, ztliessenden
4') In Farbendruel: herausgegeben mit Text von M erimee u. d.
Titel: Peintures de Fäglils-e du St. Saum, Dvpt. de la Vimme, publ.
parorrlre du Roi, Paris 1844, impr. royale. Ein (etwas unklarer) Aus-
zug bei de Caumont, Bulletin monumental, 2 Serie, Tome 2, Paris
1846, pag. 193, mit Holzsehn. Es ist bezeichnend für den Standpunkt
Jvlea-zvneas, dass er das einemal (S. 203) eine unmittelbare Tradition
der Antike und zwar des griechischen Altertliums zu erkennen
glaubt, das andremal aber (S. 224) eine Schule von byzantinischen
Malern in die Mitte von Frankreich versetzt. Sollte es denn so schwer
sein sich zu überzeugen, dass die manierirte Gesetzmässigkeit eines neu.
beginnenden Styles und die Erstarrung eines abgelebten alten in ein-
zelnen Fällen zusammentreffen und dennoch zwei grundversehiedene
Dinge bleiben können? Ein vergleichender Blick auf fi-ühgriechisehe
Seulpturen, wie die äginetische Pallas, oder die Leueothea in Villa
Albani würde genugsam lehren, wie sich ein beginnender Styl überhaupt
ausnehmen kann. Einzelne byzantinische Einflüsse mögen auch in
S. Savin m11; im Spiele gewesen sein (z B. in einzelnen Heiligentigu-
ren der Grufttreppe, Bull. man. a. a. O. S. 2153, aber nur auf sehr
untergeordnete Weise.
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