Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

xVandnlalerei. 
Frankreich. 
Saint-Savin. 
179 
1150 versetzt werden (übrigens zum mindesten drei, vielleicht 
auch zeitlich verschiedene Hände verrathen), haben sich in 
der Kirche von St Savin, Departement de la Vienne, in der 
Vorhalle, dem lhlittelschiffi, (lem Chor, der Crypta u. a. a. 
Stellen erhaltene"). Sie stellen alttestamcntliche und legenda- 
Tische Vorgänge, apokalyptische Scenen und zahlreiche. Lo- 
Cilllleilige und Propheten dar. Die Behandlung 1st ganz eigen- 
thüinlich; es sind Umrisszeichntingen, mit sehr wenigen Far- 
ben ausgefüllt; eine Anzahl von (altern) Bildern ist sogar 
bloss dichromatisch mit den verschiedenen Abstufungen von 
Gelb und von Braunroth ausgeführt, wobei noch in den Un- 
tergewändern u. dgl. ein reines Weiss hinzukönimt. Schon 
diese grosse und ohne Zweifel geflissentliche Einfachheit bil- 
det zu der bunten Pracht gleichzeitiger byzantinischer WVerke 
den geradesten Gegensatz, und ebenso verhält es sich mit 
der Zeichnung und Composition, welche vielleicht deutlicher 
als in irgend einem andern Denkmal die direkte Herkunft 
des abendländisch-r0manischen Styles aus dem späitröniischen 
beweist. Eine ltlülle lebendiger Intentionen, besonders in 
den alaokalyptischien Bildern, drückt sich in den fast durch- 
gängig bewegten Figuren aus; in den runden, ztliessenden 
4') In Farbendruel: herausgegeben mit Text von M erimee u. d. 
Titel: Peintures de Fäglils-e du St. Saum, Dvpt. de la Vimme, publ. 
parorrlre du Roi, Paris 1844, impr. royale. Ein (etwas unklarer) Aus- 
zug bei de Caumont, Bulletin monumental, 2 Serie, Tome 2, Paris 
1846, pag. 193, mit Holzsehn. Es ist bezeichnend für den Standpunkt 
Jvlea-zvneas, dass er das einemal (S. 203) eine unmittelbare Tradition 
der Antike und zwar des griechischen Altertliums zu erkennen 
glaubt, das andremal aber (S. 224) eine Schule von byzantinischen 
Malern in die Mitte von Frankreich versetzt. Sollte es denn so schwer 
sein sich zu überzeugen, dass die manierirte Gesetzmässigkeit eines neu. 
beginnenden Styles und die Erstarrung eines abgelebten alten in ein- 
zelnen Fällen zusammentreffen und dennoch zwei grundversehiedene 
Dinge bleiben können? Ein vergleichender Blick auf fi-ühgriechisehe 
Seulpturen, wie die äginetische Pallas, oder die Leueothea in Villa 
Albani würde genugsam lehren, wie sich ein beginnender Styl überhaupt 
ausnehmen kann.  Einzelne byzantinische Einflüsse mögen auch in 
S. Savin m11; im Spiele gewesen sein (z B. in einzelnen Heiligentigu- 
ren der Grufttreppe, Bull. man. a. a. O. S. 2153, aber nur auf sehr 
untergeordnete Weise.  
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