Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Miniaturen. 
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Fleischtöne nach byzant. Weise von grünlicher Leichenfarbe 
sind; Qin einem Epistolarium des Trierer Domschatzes; in 6. 
einem von Carl V. an St. Denis geschenkten, jetzt der kaiser], 
Bibliothek zu Paris einverleibten Evangeliarium aus der Zeit 
Otto's II., welches u. a. die Bildnisse seines Vaters und 
Grossvaters und sein eigenes enthält; endlich in dem sehr 7. 
bilderreichen Evangeliarium des Erzbischofes Egbertus von 
Trier (978-993) auf der städtischen Bibliothek daselbst, Worin 
die zierlich schillernde Behandlung der Farben mit ihren zart 
gebrochenen Tönen ebenfalls auf byzantinischen Einfluss hin- 
weisen, während die oft grossartige und feierlich würdevolle 
Fassung einzelner Gestalten, der Ausdruck der Köpfe und 
die Schönheit der Gewandung als antike Tradition zu be- 
trachten sind. 
Wir dürfen den Kreis dieser Bilder füglich als ein zwei- 8. 
tes Entwicklungsmoment in der deutschen Kunst betrachten. 
Sie zeigen zuerst das Bestreben nach sorgfältiger, genau be- 
endender Technik, zuerst die Freude an dem heitern Licht 
und Spiele der Farben. Jene höchst manierirte Zeichnung 
erschiene freilich, wenn sie an sich wesentlich bedeutende 
Nachfolge gehabt hätte, als ein bedenkliches Element. Aber 
wir bemerken in der Folgezeit keinen zu tief eingreifenden 
Einfluss derselben, und so mag wohl jene Ahnung eines tie- 
fern Adels, welche in den Werken der karolingischen Periode 
lag und mit diesen sich zuerst dem Sinne eingeprägt haben 
musste, mag auch wohl das eigne gesunde Gefühl vor weiterm 
Verfall geschützt haben. Denn wie der eigne selbstschöpfe- 
rische Gedanke sich dieser Kunstmittel alsbald zum Ausdrucke 
dessen, was in ihm lebendig war, zu bemächtigen vermochte, 
davon haben die im Vorigen geschilderten Darstellungen we- 
nigstens einige und in ihrer Art, wie es scheint, genügende 
Beispiele gegeben. 
Bei dem wiederum lebhafter gewordenen Völkerverkehr 9. 
blieben die entlegenern Theile Europaüs nicht ausgeschlossen. 
Auch nach England drang ein byzantinischer Einfluss durch, 
wie ein Benedictionale des Herzogs von Devonshire (in des- 
sen Sammlung zu Chatsworth) beweist, welches das feste Da-
	        
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