ä 45. 46.
Miniaturen.
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auch beschränkten, doch sehr deutlichen byzantinischen Ein-
iiuss, sei es, dass die am deutschen Kilißefhüfe herrschende
Kunstrichtung sich in weitern Kreisen geltend machte als
sonst nach den allgemeinen Verhältnissen anzunehmen wäre,
oder dass Handel und sonstige Verbindungen eine grössere
Anzahl neugriechischer Arbeiten, besonders Handschriften,
nach dem Norden führten. Dem deutschen Style jener Zeit
gegenüber hatte die byzantinische Malerei bei all ihrer Ver-
derbnisg den in solchen Fällen meist siegreichen Vortheil
einer saubern Technik, einer zierlichen Ausführung, einer
abgemessenen Bestimmtheit, und diese Vorzüge suchten sich
nun einzelne deutsche Miniatoren, vielleicht. auch Wandlnaler,
anzueignen. Es fragt sich nun, Wie Weit sie darin gingen
und ob man, wie bisher geschehen, von einem byzantinischen
Styl in der deutschen Kunst zu sprechen berechtigt ist.
ä. 46. Es hat sich eine Reihe zum Theil höchst pracht- 1-
voller Handschriften dieser Art aus dem XI. Jahrhundert
erhalten i). Die bedeutendsten derselben, welche sich gegen-
wärtig in der Hofbibliothek zu München beünden, stammen
aus dem Domschatze von Bamberg, für den sie ohne Zweifel
als Geschenke der Vornehmen, vielleicht der Mehrzahl nach
als Geschenke Kaiser Heinrichs II. gearbeitet waren. Einige
andere befinden sich noch gegenwärtig in der öffentlichen
Bibliothek von Bamberg, noch andre an andern Orten. Diese
Arbeiten unterscheiden sich durch eigenthümliehen Styl und
Behandlung aufs Bestimmteste von jenen Werken der karo-
lingischen Periode; sie erscheinen auf der einen Seite un-Y
gleich widerwärtiger, auf der andern ungleich bedeutender-
Wenn jene, trotz der Unsicherheit und krassen Rohheit in
der Ausführung, immer noch ein Gefühl für Form, immer
noch die allgemeinen Gesetze der Bildung des menschlichen
Körpers, noch die grossartigen Züge der Gewandung bewah-
ren, so ist von diesen Vorzügen hier keine Spur mehr zu
ä) Münchner Bibliothek: B. N0. 4, 5, 2. Cod. lat. membr. c. Q.
N0. 86. Bamberger Bibliothek: A. II. 42; A. I. 47; Ed. V, 4_
Vgl. Museum, a. a. O. N0. 21, 22-