168
Buch II.
Mittelalter.
Der Norden.
Byzant. Einfluss.
muthen, und einzelne Handschriften, Goldarbeiten, Elfenbein--
schnitzereien u. dgl. lassen sich sogar mit ziemlicher Sicher-
heit als mitgebrachte Geschenke der hochgebildeten byzan-
2. tinischen Kaiserstochter erweisen. Das Wesentliche aber ist,
dass seit Otto dem Grosscn überhaupt die Verbindung von
Ländern byzantinischer Kunst mit dem Norden lebhafter
wurde. Er hatte Italien Wieder erobert, wo damals die byzan-
tinische Malerei durchaus vorherrsehte; seine Gemahlin Adel--
heid war Italienerin; die lange unterbrochene Verbindung mit
dem byzantinischen Hofe hatte er wieder aufgenommen.
Kein Wunder, dass schon zu seiner Zeit griechische Pracht-
geräthe in deutschem Besitz (z. B. im Testament des Bruno
von Köln) erwähnt werden und das selbst einzelne griechische
Maler nach Deutschland kamen, wie z. B. jener Eunuch,
Welcher nach Ekkehards Bericht das Bildniss von Otto's I.
3- Nichte, Hedwig von Schwaben, zu malen hatte. Unter Otto II.
mochte dann Theophano die Kunst ihres Heimatlandes be-
günstigen; das Meiste aber wirkte sie ohne Zweifel durch
die Erziehung ihres Sohnes Qtto IIL, welcher sich schon
halb als Griechen fühlte und die griechische Bildung über-
haupt höher als die abendländische stellte. Zwar haben wir
keine direkte Kenntniss von seiner Theilnahme für die da-
malige griechische Kunst, allein die Berufung des Malers
Johannes aus Italien deutet, wie schon bemerkt 163), fast
mit Gewissheit darauf hin. Auch lässt sich annehmen, dass
sein Erzieher, der schon erwähnte St. Bernward, in den
Kunstwerken, welche er später als Bischof von Hildesheim
ausführte, mehrfach von byzantinischer Kunstweise bestimmt
worden sei; bei seinem Zeitgenossen Meinwerk von Pader-
4. born machte sich dieser sogar in Bauwerken geltend. Von
dem bekamiten Erzbischof Adalbert von Bremen wissen wir,
dass er um die Mitte des XI. Jahrhunderts einen italienischen
Maler Transmandus in seinem Dienste hatte, bei welchem
wir, so gut wie bei jenem Johannes, byzantinische Malweise
voraussetzen dürfen.
5- Wie sich diess im einzelnen Falle verhalten haben möge,
immerhin bemerkt man in Malereien dieser Zeit einen wenn