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Antike.
Buch II. Mittelalter. Der Norden. Nachwirkg. d.
ungeschwächtem Farbenglanze sichtbar war. Auch die Abtei
Corvcy an der YVeser war frühe ein Sitz der Kunst; als ge-
schickte Maler werden im IX. Jahrhundert Theodegar, im
X. Jahrhundert Anderedus und Luitolf erwähnt, der erst-
genannte u. a. als Urheber einer zierlich mit der Feder ge-
zeichneten Passion. In Sachsen war mit der Bekehrung
auch die karolingisehe Kunst eingedrungen; um 900 war z. B.
Bischof Sigismund von Halberstadt als cmsiger Maler be-
rühmt; aber erst unter den Kaisern des sächsischen Hauses
gewannen Kunst und Bildung eine höhere Blüthe. Da licss
König Heinrich I. seinen Sieg über die Üngzirn (933) durch
ein Wandgemälde im obern Saal des Merseburger Schlosses
verherrlichen welches den Zeitgenossen fast als täuscliende
W irklichkeit vorkam und welches uns wenigstens beweist,
dass neben der ausgedehnten kirchlichen Malerei auch die
weltlich-geschichtliche keineswegs stockte. Unter Otto dem
Grossen folgten zahlreiche Kirchenstiftungen; sein Bruder,
Erzbischof Bruno von Köln, war mit Bildung und Kunstsinn
hoch begabt; sein Sohn und Enkel, Otto II. und Otto III.
waren wenigstens andächtig und prachtliebend. So entfaltete
sich um das Jahr IOOO in Norddeutschland ein Kunstleben,
von dessen Ernst und relativer Tüchtigkeit die wenigen er-
haltenen Reste einen ziemlich hohen Begriff geben. In jener
Zeit lebten und wirkten die Bischöfe Meinwerl; von Pader-
born und S. Bernward von Hildesheim (T 1022); ersterer
hielt bei seinem Stift u. a. eine bedeutende Malerschule auf-
recht; letzterer, eine der wichtigsten Persönlichkeiten der
mittelalterlichen Kunstgeschichte, kannte und übte alle Zweige
der bildenden Kunst und des damit verwandten Handwerkes.
Es bezeichnet allerdings den damaligen Zustand, dass ihm in
der'Malerei die Nachahmung des schon Vorhandenen mehr
am Herzen lag, als die Entwickelung eigener Genialität,
dass er alles Gute, was ihm aufstiess, entweder selbst nach-
ahmte oder nachahmen liess, dass ihn auf seinen Reisen
Liutprand.
Antapodosis