Wandmalerei
des IX.
und X.
Jahrhunderts.
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den. Auch wurde, wie es scheint, fortwährend Aelteres 00-13.
pirt und nachgeahmt, wie z. B. die Miniaturen eines Bam-
berger Messbuches in der Münchner Bibliothekl") beweisen
obwohl aus dem Jahre 1014 stammend, sind sie im Style
den Bildern des Evangeliariums von St. Emmeran (370) nahe
verwandt wenn sich auch bereits in ihnen Einflüsse des zu
jener Zeit auftretenden strengern Styles offenbaren); ja das
zweite Gemälde dieses Messbuches enthält eine förmliche C0-
pie der grossen Kaiserdarstellung in jener Handschrift, so
dass man augenscheinlich sieht, dass der Maler die Bilder
der letztern als seine Muster vor sich hatte.
g. 43. Auch für die Wandmalerei scheint das IX. Jahr- 1..
hundert eine Zeit bedeutender Blüthe gewesen zu sein, nur
dass wir hier den Zusammenhang mit einer vom Hofe aus-
gehenden Anregung nicht so klar verfolgen können als bei
den Miniaturen. Wie wir sahen, war schon in vorkarolingi-
scher Zeit eine alte Uebung dieser Art vorhanden, und diese
mochte durch die steigende Bildung und Organisation des
Reiches sich nur weiter ausgedehnt haben. Selbst das be-
rüchtigte X. Jahrhundert brachte hier kaum eine Unter-
brechung hervor. Kirchen und Klöster wurden in dieser
Zeit an vielen Stellen prächtiger umgebaut und ausserdem in
den neugewonnenen Theilen Deutschlands in grosser Anzahl
erst gegründet, gewiss nur selten ohne Anwendung der Wand-
malerei. Ganze grosse Bauanlagen wurden wenigstens bis-
weilen durchgängig mit Fresken verziert, ganz wie im byzan-
tinisehen Reiche. Der Abt Ansegisius von Fontanellum 2..
(St. Vandrille) liess unter Ludwig dem Frommen nicht nur
mehrere Kirchen, sondern auch in seinem Kloster das Dor-
mitorium, das Refectorium und in einer grossen obern Laube
den ganzen Plafond mit Malereien bedecken, wobei Mada-
lulf, der Maler des Stiftes von Cambray, sein Bestes that,
Damals erhielt die Marienkirche in Vence ihre Mosaiken auf
Goldgrund und von diesen den Beinamen la dorade; Erz-
bischof Hincmar von Rheims brachte selbst im Bodenmosaik
Kuglers Museum,