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Buch II. Mittelalter. DerNorden.
Nachwirkg. d. Antike.
zug nach Spanien, die Belagerungenvieler Städte, die Tha-
ten der fränkischen Krieger, dann die sieben freien Künste
5. dargestellt. Von den Fresken des hundertsäuligen Pallastes
von Ingelheim kennen wir den genauem Inhalt durch die
im Jahre 826 abgefasste Beschreibung des Ermoldus Nigellus.
In der Kapelle, an den Mauern des Mittelschiffes, waren die
Geschichten des alten und des neuen Testamentes, wahr-
scheinlich zum erstenmnl, in strengem Parallelismns einander
gegenübergestelltf); der Festsaal des Schlosses enthielt in
ähnlicher Zweitheilung die alte und die christliche Weltge-
schichte H). Gegenüber den Begebenheiten des Ninus, Cyrus,
Phalaris, Romulus, Hannibal und Alexander (wie es scheint,
nach Orosius) prangten die Thaten des Constantin, des Theo-
dosius, der Sieg Carl MartelYs über die Friesen, die Besitz-
nahme Aquitaniens durch Pipin, endlich Carl selbst, die Sie-
geskrone auf dem Haupt, und seine grösste That, der Sach-
(i. senkrieg. Ausscr diesen und andern neuen Schöpfungen
liess Carl auch ältere Arbeiten, besonders Mosaiken aus Trier
und Ravenna nach Aachen bringen, doch nicht ohne Ent-
7- schädigung und nur mit Erlaubniss des Papstes. Unter den
einzelnen Prachtstücken des Pallastes von Aachen gehören
wenn sie nicht theilweise byzantinische Arbeit waren
die drei silbernen Tische hieher, auf welchen (wahrscheinlich
in einer Art von Niello) die Ansichten von Konstantinopel
und Rom und eine Weltkarte in drei Kreisen mit dem Laufe
der Gestirne angebracht
auch in Relief gearbeitet
Waren; die letztere War thcilweise
und von der feinsten Technik.
ü) Vgl. in Dieringefs Zeitschrift, Jahrg. II, erstes Heft, die be-
treffende Abhandlung von Lersch: die biblischen Parallelbilder des
Mittelalters .
i?) Ueber den Parallelismus und die wahrscheinlich von Ermold
übergangenen Darstellungen vgl. den gelehrten Aufsatz von C. P. Bock;
"die Bildwerke etc. in Ingelheim", in Lax-sah's Nieden-hein. Jahrb.,
Jahrg. II, S. 241. Der Verf. geht wohl irre, wenn er aus den Wor-
ten: domus lade persculpta witcscit (Erm. Nig. IV, es. 215) sehliesst,
die Darstellungen seien Holzreliefs gewesen, und aus: parte alia tecti
(vs. 268), sie hätten den Deckenschmuek gebildet. Das exsculpta be-
zieht sich wohl nur auf den übrigen plastischen Schmuck des Saales
und tßctum bezeichnet nicht die Decke, sondern das Gebäude überhaupt.