Die
Malerei im
Frankenreiche.
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wandtschzift zu gruppiren, die wenigen historischen Anhalts-
punkte damit zu verbinden, und so zur Anschauung verschie-
dener Schulen und ihrer Charaktere zu gelangen. Wenn auch
diess mässige Ziel nicht immer zu erreichen ist, so liegt diess
wesentlich an dem Mangel genügender Vorarbeiten. Das
Wenige Ausgezeichnete, welches auf diesem Felde bis jetzt
geleistet worden ist, werden wir an den bezüglichen Stellen
anführen.
Nachwirkung
der
Kunst im
antiken
Norden.
g. 38. Wir müssen hier nochmals in die spätrömische 1_
Kunst zurückgreifen, welche noch für das ganze erste Jahr-
tausend die Wesentliche Grundlage der nordischen bleibt.
Zwar hatte die römische Kunst nicht gerade in Gallien, Ger-
manien und Britannien ihre bedeutendem Werke hinterlassen;
Mosaiken, Sculpturen und Bauten dieser Gegenden lassen oft
genug fühlen, dass ein überwundenes Barbarenvolk sich die
ihm aufgedrängte Kunstweise nur oberflächlich angeeignet
hat, aber römische Typen und Technik waren doch im Gros-
sen zur Herrschaft und alleinigen Anwendung gelangt, und
auf diese Ueberlieferung waren auch die deutschen Eroberer
seit dem V. Jahrhundert angewiesen, sobald sich bei ihnen
ein Kunstbedürfniss regte. Ein solches musste aber eintreten,
als sie das mit glänzendem Cultus umgebene Christenthum
ihrer römischen Ünterthanen annehmen.
In die vorderste Reihe tritt hier das fränkische 2_
Reich, das noch unter seinem Stifter Chlodwig von den
Pyrenäen bis an die Griinzen von Westphalen sich ausdehnte
und somit die künftigen Hauptsitze der mittelalterlichen
Kunst in sich schloss. Noch kurz vor der Völkerwanderung,
im IV. Jahrhundert, waren wenigstens in Gallien glänzende
kirchliche Gebäude mit WVandgemälden aufgeführt wordcnä"),
ü) Ausscr dem schon erwähnten Briefe des Paulinus von Nola
vgl. Gregor, Turom I, 30; 1141-17; V. 46; X. 21 u. a. a. 0.; Anna).
Kugler Malerei 1. 10