N eugriechen.
Die schriftliche Tradition.
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Kirche eigen warcn) oder doch nicht mehr nachzuweisen sind,
z. B. die Vereinigung aller Geister, die sieben Synoden, die
Treppe des Heils, und ganze Klassen von Heiligen, z. B. die
hh. 72 Apostclschüler, die hh. Geldverächter, die Säulenhei-
ligen, die hh. Myrrhenträgerinnen, endlich eine grosse An-
zahl von auch sonst bekannten Heiligen, welche hier als „die
heiligen Poeten" zusammengestellt sind, an der Spitze der
Evangelist Johannes. Der dritte Theil, die Vertheilung in
den kirchlichen und klösterlichen Räumen, bietet nicht das
erwartete Interesse, weil er sich wesentlich auf die jetzige
Anordnung griechischer Kirchen bezieht. Auch erfährt man 8.
so viel als nichts über die Gliederung in verschiedene Maler-
schulen; nur bezieht sich der Autor mit Nachdruck auf die
allverehrtcn Gemälde des im XI. oder XII. Jahrhundert ver-
storbenen Mönches Manuel Panselinos aus der Stadt
Thessalonich, wo später Dionysios selbst die Malerei erlernt
hatte, und wo sich noch jetzt gute alte Gemälde vorfinden ;
auch gilt auf dem Athos bis auf diesen Tag Panselinos als
der eigentliche Stifter der jetzigen byzantinischen Malerei.
Von Konstantinopel ist nicht mehr die Rede; wahrscheinlich
ist das Buch erst nach der türkischen Eroberung abgefasst.
Die letzten Jahrhunderte über hatte jedenfalls der Berg Athos
selbst den Anspruch darauf, als die allgemeine Akademie
griechischer Kunst zu gelten, insofern fast alle Maler hier
ihren Unterricht empfingen und eine unzählige Menge von
Tafelbildern von hier als Handelsartikel nach Griechenland,
der Türkei und Russland verkauft wurden. WVenn man er-
wägt, dass die Kunsttradition auf dem heiligen Berge allen
Anzeichen nach seit dem VI. Jahrhundert nie unterbrochen
werden ist, so wird man der dreizehnhundertjährigen Hagio-
ritenschule, welches auch ihr Styl sei, eine gewisse Achtung
nicht versagen können, obschon gerade das sie am Leben er-
halten hat, was abendländische Kunstschulen zu zersprengen
pflegt: das unstörbare Verharren in conventionellen Formen.
Merkwürdiger Weise kommt der byzantinische Styl noch 9_
heute den Wünschen einzelner abendländischer Bevölkerun-
gen entgegen, welche bei geringer Bildung und grosser De-