Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

N eugriechen. 
Die schriftliche Tradition. 
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Kirche eigen warcn) oder doch nicht mehr nachzuweisen sind, 
z. B. die Vereinigung aller Geister, die sieben Synoden, die 
Treppe des Heils, und ganze Klassen von Heiligen, z. B. die 
hh. 72 Apostclschüler, die hh. Geldverächter, die Säulenhei- 
ligen, die hh. Myrrhenträgerinnen, endlich eine grosse An- 
zahl von auch sonst bekannten Heiligen, welche hier als „die 
heiligen Poeten" zusammengestellt sind, an der Spitze der 
Evangelist Johannes. Der dritte Theil, die Vertheilung in 
den kirchlichen und klösterlichen Räumen, bietet nicht das 
erwartete Interesse, weil er sich wesentlich auf die jetzige 
Anordnung griechischer Kirchen bezieht. Auch erfährt man 8. 
so viel als nichts über die Gliederung in verschiedene Maler- 
schulen; nur bezieht sich der Autor mit Nachdruck auf die 
allverehrtcn Gemälde des im XI. oder XII. Jahrhundert ver- 
storbenen Mönches Manuel Panselinos  aus der Stadt 
Thessalonich, wo später Dionysios selbst die Malerei erlernt 
hatte, und wo sich noch jetzt gute alte Gemälde vorfinden ; 
auch gilt auf dem Athos bis auf diesen Tag Panselinos als 
der eigentliche Stifter der jetzigen byzantinischen Malerei. 
Von Konstantinopel ist nicht mehr die Rede; wahrscheinlich 
ist das Buch erst nach der türkischen Eroberung abgefasst. 
Die letzten Jahrhunderte über hatte jedenfalls der Berg Athos 
selbst den Anspruch darauf, als die allgemeine Akademie 
griechischer Kunst zu gelten, insofern fast alle Maler hier 
ihren Unterricht empfingen und eine unzählige Menge von 
Tafelbildern von hier als Handelsartikel nach Griechenland, 
der Türkei und Russland verkauft wurden. WVenn man er- 
wägt, dass die Kunsttradition auf dem heiligen Berge allen 
Anzeichen nach seit dem VI. Jahrhundert nie unterbrochen 
werden ist, so wird man der dreizehnhundertjährigen Hagio- 
ritenschule, welches auch ihr Styl sei, eine gewisse Achtung 
nicht versagen können, obschon gerade das sie am Leben er- 
halten hat, was abendländische Kunstschulen zu zersprengen 
pflegt: das unstörbare Verharren in conventionellen Formen. 
Merkwürdiger Weise kommt der byzantinische Styl noch 9_ 
heute den Wünschen einzelner abendländischer Bevölkerun- 
gen entgegen, welche bei geringer Bildung und grosser De-
	        
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