Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

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Buch I. 
Christl. Alterthum. 
Byzantinischer Styl. 
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silianer sieht, gehört noch der ältern byzantinischen Zeit, ja 
dem vorigen Jahrtausend an, und nur das Kloster Megaspi- 
läon bei Patras besitzt Mosaiken aus dem XVII. Jahrhun- 
dert. Das sonst Vorhandene und die jetzige Üehung be- 
schränkt sich Wesentlich auf Fresken und Tafelbilder; den 
Miniaturen scheint das Aufkommen gedruckter Bücher Star- 
ken Eintrag gethan zu haben. Bei den YVandfresken setzt 
vor Allem die unglaubliche Massenhaftigkeit in Erstaunen. 
4. Die Kirchen sind allerdings im Vergleich mit den abendlän- 
dischen nur klein, aber sehr zahlreich und durchaus mit lilres- 
ken bedeckt, deren zahllose Figuren bisweilen den ganzen 
Kreis der irgend möglichen kirchlichen Darstellungen uni- 
fassen. So enthält die einzige Klosterkirche lvon Mariä, Er- 
scheinung (xrczrcxyla qavegnryäviy) auf Salamis nicht We- 
niger als 3724 Figuren, sämrntlich gemalt und im Jahre 1735 
vollendet von dem Argiver Georgios Markos und seinen 
Schülern. Zwar bemerkt man bald, dass die einzelnen Dar- 
stellungen sich in vielen Kirchen ganz unverändert wieder- 
holen, allein die unerhörte Menge bleibt auf den ersten An- 
blick dennoch sehr befrenidend, auch wenn man die zwar im 
Styl entschiedene, aber flüchtige Ausführung in Rechnung 
bringt. Didron's Erstaunen stieg, als er den heiligen Berg 
Athos mit seinen 935 Kirchen, Kapellen und Oratorien be- 
suchte; nicht nur fand er diese fast sämmtlich mit Fresken 
angefüllt, sondern er hat.te auch in einem der Klöster Ge- 
legenheit, die ausnehmend schnelle und leichte Productions- 
weise zu bewundern, indem vor seinen Augen der Mönch 
Joasaph mit 5 Gehülfen binnen einer Stunde Christum und 
eilf Apostel in Lebensgrösse und zwar ohne Cartons und 
Durchzeichnungen an die Wand malte. Ein Zögling trug 
den Mörtel auf die Mauer, der Meister skizzirte, ein anderer- 
strich die Farben auf und vervollständigte die Umrisse, ein 
Jüngerer vergoldete die Heiligenscheine, malte die Orna- 
mente, und schrieb die Inschriften, welche ihm der Meister 
bei jeder Figur aus dem Gedächtniss diktirte; zwei Knaben 
endlich waren mit Reiben und Anmachen der Farben vollauf 
beschäftigt. Es leuchtet ein, dass man bei einer solchen,
	        
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