Bulgaren.
Armenier.
Wallachen.
Russen.
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und haben bis auf diesen Tag so wenig zur Theologie als
zur Malerei von Byzanz irgend etwas Erhebliches aus eigenem
Vermögen hinzugethan. Wenn in neuerer Zeit die höhern
Stände sich Ansichten und Kunstiibung des modernen Abend-
landes angeeignet haben, so hat diess mit dem Stand der
Dinge in der Blasse der Nation nichts zu schaffen, denn hier
Sind Glaube und Malerei eine verarmte und roh gewordene
byzantinische Tradition, mag es nun ein Mangel an Anlage
oder die von :jeher despotische Regierungsform oder der lange
ßlongolendruck gewesen sein, was jeglichen Aufschwung und
alle Weiterbildung verhinderte. Eine Hauptursache lag jeden-
falls, ähnlich wie bei den neuern Griechen, in der religiösen
Befangenheit, Welche von Anfang an die byzantinische Dar-
stellungsweise des X. Jahrhunderts als etwas den heiligen
Gegenständen wesentlich Anhangendes, von ihnen Unzertrenn-
liches verehrte, und damit dem russischen Maler jede Dar-
legung subjectiven WVollens, jede weitere Entwicklung abschnitt.
So wurde das Bild selbst heilig, weil schon seine aussern
Formen heilig waren, und hierin liegt auch der Grund, wess-
halb der gemeine Russe bis auf diesen Tag an Bildern gar
nicht genug bekommen kann, so dass z. B. reiche Bauern
ganze Sammlungen besitzen. Das Gemälde ist ein Fetisch,
den man sich durch Kauf verschaffen kann, der in keinem
Zimmer fehlen darf, den auch der Geringste z. B. in den
Krieg mitninnnt. Die Kirchen sind vollends von oben bis
unten mit Gemälden bedeckt; die höchste überladenste Pracht
aber concentrirt sich auf den „Bilderraurn", die Ikonostasis ,
jene hohe, über und über mit Heiligen bedeckte Bretterwand
mit drei Thüren, welche die Kirche vom Raum des Altars
scheidet und bis auf diesen Tag das wesentlichste Kenn-
zeichen des griechischen Kirchenbaues ist.
BegreiHicher Weise sind diejenigen Gemälde die besten, 5,
welche dem byzantinischen Vorbilde zeitlich am nächsten
stehen oder gar noch von byzantinischen Künstlern gearbeitet
sind, z. B. die Fresken der im Jahre 1037 gegründeten
Sophienkirche in Kiew, WO Sieh außerdem noch Mosaiken
ünden, die später kaum mehr vorkommen. Im Laufe der