Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Ausbreitung des byzant. Styles nach Norden. 
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plastischen Styl gar nichts mehr izu thnn haben. Die Marcus- 
kirche giebt hiezu die merkwürdigsten Belege, wenn man ihre 
byzantinischen Sculptilren mit ihren gleichzeitigen (und sogar 
altern) abendländischen vergleicht. Ja dies Verhältniss Wirkt 
in Venedig sehr lange nach; die Seulptur erscheint. dort noch 
während ihrer höchsten Blüthezeit abhängiger von der Malerei 
als sonst irgendwo, und bei mehr als einem Relief aus der 
Schule der Lombardi glaubt manl auf den ersten Anblick 
ein Gemälde als Urbild voraussetzen zu müssen. 
ä. 34. Eine so ganz zur äussern Tradition, zum geist- 1_ 
losen Herkommen herabgesunkene Kunst war im höchsten 
Grade geeignet zur Ueberlieferung an rohere Völker, in 
welchen etwa ohnediess nur Wenig Beruf zur Kunst, dagegen 
eine grosse Geschicklichkeit zum Handwerk schlummerte 
Dem äusserlich Gewordenen kam hier eine vollkommen äusser- 
licl1e Aneignung entgegen. Der Verkehr des byzantinischen 
Reiches mit dem Osten und dem slavischen Norden hatte, 
hauptsächlich seit dem IX. Jahrhundert, eine Verbreitung des 
byzantinischen Christenthums, seiner Cultur und seiner Kunst 
nach diesen Gegenden zur Folge, was sich um so leichter 
mit einander verband, da derselbe Mönch Missionar und 
Künstler zugleich sein konnte, während andererseits (wenig- 
stens bei den Russen) gerade das Glänzende und Bunte am 
byzantinischen Gottesdienst, vor Allem sein Bilderreiehthum, 
die Bekehrung wesentlich förderte. So nahmen die Bulgaren, 2_ 
ein Üeberrest der Hunnen an der untern Donau, Christen- 
thum und Kunst von Byzanz an, und das Wenige, was wir  
von ihrer Malerei besitzen, zeigt nicht nur byzantinischen 
Styl, sondern auch byzantinische Motive, nur auf eigne Hand 
verwildert und mit Barbarismen versetztü). Eine bekannte 
i?) Bei DU-Xgineourt giebt Taf. 61 einen Begriff von bulgarischen 
Miniaturen des XIV. Jahrh. in einem Codex des Vatiean.  Von der 
Malerei der Armenier, welche neben byzantinischen Vorbildern noch 
eine altchristliche Uelaerlieferung zur Grundlage hatte, sind wir nicht 
genugsam unterrichtet. Ihre Gestalten sind, „starr und leblos, flach, 
ohne Schatten, in grellen Farben und mit barbarisehem Costüm." 
(Schnaase, a. a. 0., S. 274).
	        
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