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Buch
Christl. Alterthum.
Byzantinischer Styl.
ist. Da werden Heilige erschlagen, von Pferden zu Tode
gesehleift, in glühenden Stieren verbrannt, mit Ruthen todt
geprügelt, gekreuzigt, ersäuft, von den wilden Thieren des
Amphitheaters zerrissen, geröstet, an den Füssen aufgehangen
u. dgl. 111., wobei sich oft eine ziemlich richtige Vorstellung
von den Körperbewegungen zeigt, wenn gleich das Verständ-
niss des körperlichen Organismus im Ganzen verschwunden
ist. Gewänder und Köpfe sind durchgängig starr und con-
ventionell, das Nackte etwas mager und durch ein hässliches
Ziegelbraun entstellt, wenn letzteres hier nicht die Folge eines
ungeeigneten Bindemittels ist, welches auch sonst die Farben
6, vcrdüstert hat. Schon viel niedriger stehen die für Alexius
Comnenus (1081-1118) gearbeiteten Dogmatica Pano-
plia (im Vatican), deren Miniaturen nur noch steife, gold-
verzierte Gewänder mit sehwächliehen Greisenköpfen ent-
7, halten. Eine im XII. Jahrhundert entstandene Sammlung
von Predigten für die Marienfeste (im Vatiean),
worin die Initialen meist aus Thierfiguren gebildet sind, ent-
hält treffliche ältere und einige lobenswerthc gleichzeitige Er-
Endungen und zeichnet sich durch Schönheit der Ornamente
8. aus. Eine andere wichtige Handschrift der Comnenenzeit,
die Klimax des Johannes Klimakus (im Vatican) veran-
schaulicht in kleinen, höchst zierlich und scharf gezeichneten
Compositionen auf Goldgrund die bekannte Allegorie, dass
die Tugenden die Stufen zum Himmel, die Laster jene zur
Hölle seien. Merkwürdig ist hier die neue Behandlung der
sehr zahlreich vorkommenden Personificationen von abstracten
Gegenständen, Welche ohne Weitere Charakteristik als kleine,
durch Beischriften bezeichnete männliche und Weibliche
Figuren (die Bösen als Neger) an der Handlung lebhaften
Antheil nehmen, während sie früher durch Gestalt und Attri-
bute eharacterisirt und meist in stiller WVürde zuschauend
(largestellt wurden. Die Bewegungen sind übrigens grossen-
theils ganz ungeschickt nach einem allgemeinen Schema aus-
gedrückt.
9, Mit dem XIII. Jahrhundert tritt in Technik und Erfin-
dung ein unheilbarer Verfall ein. Die schon früher sehr