Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

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Buch 
Christl. Alterthum. 
Byzantinischer Styl. 
ist. Da werden Heilige erschlagen, von Pferden zu Tode 
gesehleift, in glühenden Stieren verbrannt, mit Ruthen todt 
geprügelt, gekreuzigt, ersäuft, von den wilden Thieren des 
Amphitheaters zerrissen, geröstet, an den Füssen aufgehangen 
u. dgl. 111., wobei sich oft eine ziemlich richtige Vorstellung 
von den Körperbewegungen zeigt, wenn gleich das Verständ- 
niss des körperlichen Organismus im Ganzen verschwunden 
ist. Gewänder und Köpfe sind durchgängig starr und con- 
ventionell, das Nackte etwas mager und durch ein hässliches 
Ziegelbraun entstellt, wenn letzteres hier nicht die Folge eines 
ungeeigneten Bindemittels ist, welches auch sonst die Farben 
6, vcrdüstert hat.  Schon viel niedriger stehen die für Alexius 
Comnenus (1081-1118) gearbeiteten Dogmatica Pano- 
plia (im Vatican), deren Miniaturen nur noch steife, gold- 
verzierte Gewänder mit sehwächliehen Greisenköpfen ent- 
7, halten.  Eine im XII. Jahrhundert entstandene Sammlung 
von Predigten für die Marienfeste (im Vatiean), 
worin die Initialen meist aus Thierfiguren gebildet sind, ent- 
hält treffliche ältere und einige lobenswerthc gleichzeitige Er- 
Endungen und zeichnet sich durch Schönheit der Ornamente 
8. aus.  Eine andere wichtige Handschrift der Comnenenzeit, 
die Klimax des Johannes Klimakus (im Vatican) veran- 
schaulicht in kleinen, höchst zierlich und scharf gezeichneten 
Compositionen auf Goldgrund die bekannte Allegorie, dass 
die Tugenden die Stufen zum Himmel, die Laster jene zur 
Hölle seien. Merkwürdig ist hier die neue Behandlung der 
sehr zahlreich vorkommenden Personificationen von abstracten 
Gegenständen, Welche ohne Weitere Charakteristik als kleine, 
durch Beischriften bezeichnete männliche und Weibliche 
Figuren (die Bösen als Neger) an der Handlung lebhaften 
Antheil nehmen, während sie früher durch Gestalt und Attri- 
bute eharacterisirt und meist in stiller WVürde zuschauend 
(largestellt wurden. Die Bewegungen sind übrigens grossen- 
theils ganz ungeschickt nach einem allgemeinen Schema aus- 
gedrückt. 
9, Mit dem XIII. Jahrhundert tritt in Technik und Erfin- 
dung ein unheilbarer Verfall ein. Die schon früher sehr
	        
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