Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

124 
Buch I. 
Christl. Alterthum. 
Byzantinischer Styl. 
dürfen wir uns um so eher kurz fassen, da eine Anzahl vor- 
treiflicher Beschreibungen und genügender Abbildungen i) 
derselben vorhanden ist, auf Welche wir verweisen können, 
ganz besonders aber weil die besten Miniaturen der byzan- 
tinischen Zeit nicht dem byzantinischen Style angehören, 
sondern Copien älterer, spätröniischer Werke sind und als 
solche theilweise schon oben besprochen wurden. 
2. So sind z. B. die berühmtesten Codices der kaiserlichen 
Bibliothek zu Paris aus der Zeit der maeedonisehen Kaiser 
Nachbildungen und Copien von Arbeiten der besten römisch- 
christlichen Zeit. Die wichtigsten und schönsten Miniaturen, 
47 an der Zahl, enthält ein Codex der Predigten des heil. 
Grego r von Nazianz; hier sind die Martyrien, die kaiser- 
lichen Personen u. a. der spätern Zeit. angehörige Dar- 
stellungen im Styl des IX." Jahrhunderts gebildet, während 
die übrigen herrliche Erfindungen des V., spätestens VI. J ahr- 
hunderts wiederholen, von der Weltschöpfung bis zur Zeit-- 
3- geschichte Gregors.  Noch interessanter durch zahlreiche- 
antike Personiticationen von abstracten und N aturgegenständen 
ist ein Psalterium des IX. Jahrhunderts; ja „in keiner" 
andern griechischen Handschrift hat sich die antike Auf- 
fassungsweise so rein erhalten alsin dieserß") Da lehnt 
an die Schulter des jugendlich schönen David mit der Lyra 
die vlillelodie", ein hehres Weib; seitwärts liegt das "Ge- 
birge" als bekränzter Mann mit grünem Gewande; WO David 
den Löwen tödtet, treibt ihn die „Stärke", eine jugendliche 
Weibliche Gestalt, zur Tapferkeit an; bei seiner Salbung 
w) Vgl. hauptsächlich: Waagen Kunstwerke und Künstler in 
Paris, S. 201 u. E. und die betreffenden Blätter in D'Aginc0urt, 
Geschichte der Malerei, worunter Vieles nach Durehzeichnungen. 
H) Waagen, von welchem wir diese Worte entlehnen, erklärt 
zwar nicht ausdrücklich, dass diese Miniaturen Copien eines ältern 
Werkes seien, allein er gesteht ihnen "in Motiven, Formen, Costüm 
und Faltenwurf ein durchaus antikes Ansehen" zu, und bemerkt, dass 
„die Technik, obschon nach antiker Art breit und pastos, mit der Er- 
findung keinesweges auf gleicher Höhe stehe." Auch giebt er wenig- 
stens für die schöne Composition des Jesaias "ein sehr altes Urbild" zu.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.