Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Mosaiken. 
Marco 
in 
Venedig. 
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Wer hier einen Fortschritt im Gedanken Enden will, 5„ 
muss ihn erst hineinlegen. Wenn vorn gleich mit Paradies, 
Apokalypse und Piingstfest begonnen wird, um am Ende, im 
Allerheiligsten, mit Christus und den Propheten zu schliessen, 
so läuft diess nicht bloss der jetzt. angenommenen Anordnung 
ähnlicher kirchlicher Gesammtdeeorationen zuwider, sondern 
auch den wichtigem Beispielen dieser Art aus dem spätern 
Mittelalter. Nur das Leben Christi ist einigermassen con- 
sequent, doch mit Wiederholungen und ohne strengere Be- 
züge auf die betreffenden Stellen durchgeführt. In den zahl- 
losen einzelnen Heiligen bemerkt man einen Anfang jener 
Inerkwürdigen Rangordnung, welche ihnen die spätere byzan- 
tinische Kunst anweist, Wenigstens stehen heilige Diacone, 
Einsiedler, Säulenheilige u. s. w. hie und da nach Ständen 
beisammen. Der höchste Werth dieser Arbeiten ist immer 
der archäologisch-liturgische; hier iinden wir z. B. jene merk- 
würdige „heilige Auferstehung", wo über den zersprengten 
Pforten des Hades der Heiland mit der Siegesfahne empor- 
steigt, den Adam an der Hand mit. sich tortreissend, während 
auf beiden Seiten die Apostel anbetend ihre Hände aufheben; 
hier allein sieht. man die fremden Beiwohner des Pfingstfestes 
je zu Zweien in ihren Trachten dargestellt, die Juden in 
spitzen Hüten, die Parther mit Bogen und Pfeilen, die Araber 
fast nackt, u. s. W. ; hier sind die christlichen Tugenden, die 
Thaten und Martyrien der Apostel in einer Vollständigkeit 
beisammen wie sonst fast nirgends  denn all die unermess- 
lichen Wandfresken nordischer Kirchen, welche Aehnliches 
(und in weit schönerer Gestalt) enthalten haben mögen, sind 
untergegangen oder nur noch in ärmlichen Resten vorhanden. 
Der Kunstwerth dagegen ist wenigstens bei den ältesten 6. 
Mosaiken dieser Kirche  es sind hauptsächlich die der vor- 
dern, mittlern und links gelegenen Kuppel und der angrenzen- 
den Tonnengewölbe  so beschaffen, dass wir ihn nur in 
Kürze charakterisiren dürfen. Wenn in den römischen Mo- 
saiken der Zeit Paschalis I. noch immer ein Nachklang von 
Freiheit und Leben vorhanden war, so zeigt sich hier in all 
denjenigen Scenen, welche nicht offenbar allgebräuehliche
	        
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