Mosaiken.
Marco
in
Venedig.
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Wer hier einen Fortschritt im Gedanken Enden will, 5„
muss ihn erst hineinlegen. Wenn vorn gleich mit Paradies,
Apokalypse und Piingstfest begonnen wird, um am Ende, im
Allerheiligsten, mit Christus und den Propheten zu schliessen,
so läuft diess nicht bloss der jetzt. angenommenen Anordnung
ähnlicher kirchlicher Gesammtdeeorationen zuwider, sondern
auch den wichtigem Beispielen dieser Art aus dem spätern
Mittelalter. Nur das Leben Christi ist einigermassen con-
sequent, doch mit Wiederholungen und ohne strengere Be-
züge auf die betreffenden Stellen durchgeführt. In den zahl-
losen einzelnen Heiligen bemerkt man einen Anfang jener
Inerkwürdigen Rangordnung, welche ihnen die spätere byzan-
tinische Kunst anweist, Wenigstens stehen heilige Diacone,
Einsiedler, Säulenheilige u. s. w. hie und da nach Ständen
beisammen. Der höchste Werth dieser Arbeiten ist immer
der archäologisch-liturgische; hier iinden wir z. B. jene merk-
würdige „heilige Auferstehung", wo über den zersprengten
Pforten des Hades der Heiland mit der Siegesfahne empor-
steigt, den Adam an der Hand mit. sich tortreissend, während
auf beiden Seiten die Apostel anbetend ihre Hände aufheben;
hier allein sieht. man die fremden Beiwohner des Pfingstfestes
je zu Zweien in ihren Trachten dargestellt, die Juden in
spitzen Hüten, die Parther mit Bogen und Pfeilen, die Araber
fast nackt, u. s. W. ; hier sind die christlichen Tugenden, die
Thaten und Martyrien der Apostel in einer Vollständigkeit
beisammen wie sonst fast nirgends denn all die unermess-
lichen Wandfresken nordischer Kirchen, welche Aehnliches
(und in weit schönerer Gestalt) enthalten haben mögen, sind
untergegangen oder nur noch in ärmlichen Resten vorhanden.
Der Kunstwerth dagegen ist wenigstens bei den ältesten 6.
Mosaiken dieser Kirche es sind hauptsächlich die der vor-
dern, mittlern und links gelegenen Kuppel und der angrenzen-
den Tonnengewölbe so beschaffen, dass wir ihn nur in
Kürze charakterisiren dürfen. Wenn in den römischen Mo-
saiken der Zeit Paschalis I. noch immer ein Nachklang von
Freiheit und Leben vorhanden war, so zeigt sich hier in all
denjenigen Scenen, welche nicht offenbar allgebräuehliche