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Buch I.
Christl. Alterthum.
Byzantinische: Styl.
ä. 21
dann folgen, noch zur Halbkuppel gehörend, die dreizehn
Lämmer, die einen zweiten, ganz krummen Reif um die Fi-
guren bilden. Die Arbeit ist hier überaus roh und von echt
byzantinischer Starrheit; als hätte der Künstler gewusst, dass
seine langen, hagern Gestalten nicht mehr sicher auf ihren
Füssen stehen, gab er jeder ein besonderes kleines Piedestal.
Die Gewandlinien sind meist senkrecht und parallel, und bei
all diesen Mängeln hat man doch durch aufgehöhte Lichter
von anderer Farbe gewisse Chzingeant-Edekte erzwungen. f)
Das stark ergänzte Nischenmosaik von S. Francesca
Romana (Wahrscheinlich 858-867, unter Nicolaus l.) be-
schliesst diese Gruppe römisch-byzantinischer Werke. Hier
war man endlich zum Bewusstsein gekommen, dass Gestalten
wie die damalige Kunst sie bildete, keine lebendigen Be-
ziehungen mehr zu einander haben, also auch keine Compo-
sition mehr ausmachen könnten, und trennte desshalb die
Madonna auf dem Throne und die vier handaufhebenden
Heiligen durch zierliche Bogenstellungen. Der Grund ist
wie bei den meisten vorhergehenden Mosaiken Goldgrund,
die Nimben dagegen blau. Dass die Gesichter bloss ärmliche
Linien, die Wangen rothe Kleckse, die Falten willkürliche
dunkle Striche sind, versteht sich von selbst; doch deutet
eine gewisse Flüssigkeit und Fülle der Formen, sowie auch
einige Nebendinge (dass z. B. Maria hier eine Krone, in
byzantinischen Werken aber einen Schleier trägt) vielleicht
darauf hin, dass wir es hier weniger mit byzantinischer Ver-
derbniss als mit einem nordischen, wahrscheinlich fränkischen
Einfluss zu thun haben. (Dem XIII. Jahrhundert können
wir das Mosaik doch nicht wohl zuschreiben, wenn wir die
llauthentischen Arbeiten dieser Zeit damit vergleichen.) Von
spätern Werken des IX. Jahrhunderts ist in Rom nichts er-
halten; was Papst Formosus (891-896) in S. Peter arbeiten
liess, ist mit der alten Basilica untergegangen. In Aquileja
soll noch das Kirchenmosaik vorhanden sein, welches Gisela,
ß) Aus der Zeit Sergius II. (844-847) sollen noch Malereien vor-
handen sein in der Capelle Sancta Sanctorum beim Lateran, welche
uns unzugänglich gewesen ist. Vgl. Emäric-David, a. a. O. S. 76.