Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

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Buch I. 
Christ]. Altcrthum. 
Byzantinisches-r Styl. 
gross ist, so mussten bei einer solchen Masse von Darstel- 
lungen die einzelnen Figuren ziemlich klein ausfallen und 
wegen der schon sehr weit gediehenen Rohheit in der Aus- 
fiihrung ein barbarisehes Ansehen gewinnen. Die lälalten sind 
nur noch dunkle Striche, die Gesichter bestehen meist aus 
drei groben Linien  Üeberhaupt, sucht die damalige byzan- 
tinische Kunst ihr Heil in dem Vielen, in der Menge der 
Figuren und vermeidet mehr und mehr jene einzelnen K0- 
lossalgestalten, die sie doch weder mit geistigem Inhalt zu 
beleben noch mit Realität auszufüllen im Stande war. Aber 
ihre starren, parallel stehenden kleinern Figuren sind um 
ihrer Unzahligkeit Willen nicht besser und machen allmälig 
s, einen Eindruck von auseinanderfallenden Atomen.  Vollends 
barbarisch sind die gleichzeitigen Mosaiken jener kleinen Sei- 
tenkapelle, welche von ihrer Pracht den Namen des „Para- 
diesgartens" erhalten hat. Die Thür ist mit einer Doppel-- 
reihe von lNIedaillons in Mosaik eingefasst, deren Brustbilder 
rohen Carricaturen gleich sehen. Im Innern sind an den 
Wänden allerlei heilige Personen und Symbole dargestellt, 
ohne besondern Zusammenhang des Gedankens; merkwürdig 
ist nur eine Darstellung Christi unter dem Bilde eines Lam- 
mes mit vier Hirschen, welchen weiter unten vier Brustbilder 
entsprechen. Am Kreuzgewölbe erblickt man ein Brustbild 
Christi, von vier Engeln getragen, welche  empiindungslos 
genug  über den Gewölbekanten eiitzweigebrochen sind.  
7. Gleichzeitig entstanden die Mosaiken von S. Ceeilia in 
Trastevere, welche in der Ueberfüllung und in der Rohheit 
und Erstorbenheit des Styles den eben besprochenen so ziem- 
lieh gleich stehen. In der Nische sehen wir wiederum Chri- 
stus mit fünf Inleiligen, dem Papst Paschalis und zwei Palm- 
bäumen, diessmal noch auf blauem Grunde mit bunten Wölk- 
chen. Die dreizehn Lämmer, welche sonst als Friesbild die 
halbrunde Untermauer der Nische mit der Halbkuppel wohl- 
ß) Vgl. Rumohr, Ttal. Forschungen 1., S. 239 u. f., wo der Styl 
dieser römischen Mosaiken des IX. Jahrhunderts zuerst mit einiger 
Genauigkeit erörtert wird. Ueber andere Ueberreste zweifelhaften Alters 
in S. Prassede s. ebenda S. 246 und Bd. 11., Vorrede, S. VIII.
	        
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