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Buch I.
Christl. Alterthum.
Spätrömischer Sty].
von der weisscn
licher Schönheit.
Tunica
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Köpfe
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Üebrigens hatte die bauliche und künstlerische Thätig-
keit in Ravenna schon seit dem Sturz der Ostgothen be-
deutend nachgelassen. Eine Provinzstadt des oströmischen
Reiches hatte in jener Zeit ohnehin kein glänzendes Schicksal;
nun kamen beständige Angriffe der Longobarden hinzu,
welche dem Exarchat einen Gebietstheil nach dem andern
raubten, und im Jahre 728 selbst die prächtige Vorstadt
Classis eroberten und wüste legten. Erdbeben thaten das
Uebrige, und gegenwärtig ist ausser der schönen, einsamen
Apollinariskirche am Rande des berühmten Pinienwaldes
jede Spur von Classis untergegangen. Endlich, nachdem die
Franken den Longobarden das eroberte Exarchat abgenom-
men und den römischen Stuhl damit beschenkt hatten, be-
schränkte sich die ravennatische Kunst auf Ausschmückungen
im Einzelnen und auf Reparaturen, und diesem Umstande
allein verdankt jetzt die abgelegene päpstliche Landstadt die
Erhaltung von frühmittelalterlichen Kunstschätzen, wie sie
sich sonst nirgends in der Welt mehr beisammen finden.
ä. 29. Wie weit die Kriege u. a. Katastrophen des
VIII. Jahrhunderts auf die Kunstübung in Rom EinHuss
hatten, ist schwer zu entscheiden, da von den zahlreichen
künstlerischen Leistungen, welche erwähnt werden, so viel als
nichts erhalten ist. (Das Einzige ist u. W. das kleine Frag-
ment aus der alten Peterskirche vom Jahre 705, jetzt in der
Sakristei von S. M. in Cosmedin, welches bei einer bar-
barischen Nachlässigkeit der Technik eine gute alte Compo-
sition der Anbetung der Könige zeigt; die erhaltenen Figuren
Joseph, Maria mit dem Kinde, und ein Engel verschie-
ben sich zu einer ungezwungenen Gruppe.) Von Papst Con-
stantin (708-4715) Wissen wir aus Paul Diaconus (VI, 34),
dass er in der Vorhalle von S. Peter die sechs rechtgläubi-
gen Synoden abmalen liess (ob in Mosaik, wird nicht gesagt),
und zwar, bezeichnend genug, aus Trotz gegen den mono-
3191658011 gesinnten Kaiser Philippicus Bardanes, welcher eine
ähnliche Reihe von Synodenbildern in Konstantinopel hatte