San Apollinare in classe bei Ravenna.
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Purpurmantel, und bricht das Brod; von links her schreitet
Abel heran, als halbnackter Jüngling in linnener Clamys, in
den Händen ein Lamm; rechts führt Abraham, hier als Greis
in weissem Gewande, seinen Sohn herbei, der hier nicht mehr
nackt (wie in S. Vitale), sondern in gelbem Kleide erscheint.
Das Gegenstück, die Verleihung der Privilegien, ist in
Zeichnung und Ausführung schlechter und Hüchtiger, so dass
z. B. in den Köpfen die Umrisse schon roh hervortreten.
Aus der mit einem Vorhang bekleideten Thür eines Pallastes
treten drei kaiserliche Jünglinge mit Nimben hervor, Con-
stantin, welcher den Purpurmantel trägt, Heraklius und Ti-
berius k); rechts steht, ruhig zusehend, der Erzbischof Repa-
ratus von Ravenna, umgeben von vier Geistlichen, deren Einer
von Constantin eine Rolle mit der rothen Inschrift nprivilegia"
in Empfang nimmt. Hier zeigt sich eine offenbar byzan-
tinische Starrheit, zumal beim Vergleich mit den beiden Cere-
Inonienbildern in San Vitale. An der Wand über der 4_
Nische auf einem Streifen blauen Grundes sieht man ein
Brustbild Christi und die Zeichen der Evangelisten (auch
diese nur als Halbfiguren) durch den tausendjährigen Staub
schimmern; dann folgen, auf Goldgrund, die zwölf Schafe,
hier von beiden Seiten am Nischenbogen emporschreitend,
und Lmterhalb derselben zwei Palmen, Thiere und Bäume
nicht besser als diejenigen in der Nische. Dagegen scheint
in den Gestalten der beiden Erzengel Michael und Gabriel,
welche weiter unten zu den Seiten der Nische angebracht
sind, ein gutes altes Motiv erhalten zu sein: beide halten in
der Rechten die Siegesfahne (das Labarum), Während die
Linke den purpurnen, innen mit gesticktem Goldstoff ausge-
schlagenen Mantel so zusammenfasst, dass man noch etwas
der Vorstadt Classis ete.), um von Byzanz zu schweigen und wie
wenig sind wir daher berechtigt, unter dem noch Vorhandenen ent-
schiedene Originale ünden zu wollen, wenn nicht äussere Beweise hin-
zukommen!
a) Die Schwierig-e Frage, welche Kaiser unter diesen Namen zu
verstehen seien, liegt uns hier ferne. Wahrscheinlich sind Oonstantin
Pogonatus, Tiberius II. und der bekannte Kaiser Heraklius gemeint;
der Erstere tritt dann als Zeitgenosse mehr hervor.