Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Byzant. Mosaiken in Rom und Ravenna. 
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lungen zwischen den Bogen des Hauptschiffes sieht man fast 
sämmtliehe oben erwähnte Sinnbilder der ältesten christlichen 
Kunst, vom einfachen Monogramm bis zum guten Hirten und 
Fischer (largestellt, und über den Bogen, in einer Reihe von 
Medaillons die Bildnisse der Erzbischöfe von Ravenna f), 
allerdings auch nicht mehr im Original, sondern nur in einer 
{anscheinend genauen) Copie, seitdem der schlimme Kunst- 
freund Sigismund Malatesta von Rimini die innere Wand- 
bekleidung der Basilica zerstörte. YVie ehemals in den päpst- 
lichen Bildnissen in S. Paul, so sehen auch hier alle Köpfe 
gerade vorwärts, denn dem Proiil war jene Kunst völlig ent- 
fremdet.  Echt und alt sind dagegen die Mosaiken in und 2- 
über der Hauptnische, ein merkwürdiges Denkmal jener Zeit, 
in welcher die Kirche von Ravenna im Bunde mit der Hof- 
politik von Byzanz sich noch einmal der römischen Kirche 
gleich und ebenbürtig erklärte und desshalb auch ihren 
Schutzheiligen S. Apollinaris, den Schüler des heil. Petrus, 
durch glänzende Verehrung diesem gleichzustellen suchte. 
Diese Absicht t.hut sich in Anordnung und Inhalt der genann- 
ten llflosaiken auf das deutlichste kund; sie enthalten wesent- 
lich eine Verherrlichung der ravennatischen Kirche. In der 
Ilalbkuppel der Nische sieht man auf Goldgrund mit roth- 
Weissen und blauweissen Wölkehen ein blaues goldgestirntes 
Rund, von Edelsteinen eingefasst, und in diesem ein pracht- 
voll geschmücktes Kreuz, dessen Mitte ein Brustbild Christi 
einnimmt. Zu beiden Seiten des Kreises erheben sich Moses 
und Elias, Halbfiguren, aus den Wolken, beide als verklärte 
sehr jugendlich gebildet; weiter unten, auf einer Wiese mit 
Bäumen, in der Mitte des Ganzen, steht der heil. Apollinaris 
mit segnend aufgehobenen Armen, umgeben von 15 Schafen. 
An der UIHGIWVZIDÖ. der Nische sind zwischen dennFenstern 
vier ravennatische Bischöfe unter Baldaehinen mit Vorhängen 
und Hängeleuehtern auf blauem Grunde dargestellt; auf bei- 
4') Auch in eigentlich oströmischen Kirchen kam Aehnliches vor; 
der Dom von Nicäa prangte mit den Bildnissen der 313 Bischöfe, 
welche einst dem dortigen Concil beigewohnt hatten.
	        
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