Das
Copiren.
101
oder wenigstens justinianiseher Zeit auf diese Weise ver-
ewigt wurden, natürlich um so schöner und genauer, je näher
das Vorbild des Copisten dem Original stand, während C0-
pien aus vcrmuthlich vierter, fünfter Hand schon nur noch
die allgemeine Anordnung wiedergeben, im Detail aber ganz
byzantinisch sind. Selbst WO der Maler neu componiren
muss, hält er sich doch in den einzelnen Figtiren an bestän-
dig wiederkehrende Schemata, so dass nur die Anordnung
und hie und da die Stellung (letztere oft sehr unglücklich)
verändert wird. Die byzantinische Kunst War ein mit Luxus
betriebenes Handwerk geworden und eben dadurch auf dem
Wege zu derjenigen unglaublichen Mittheilbarkeit, Welche wir
in ihren spätesten-Stadien werden kennen lernen. Man be-
merkt hier ein völlig äusserliehes Kunststreben, das sich mit
seinen Gegenständen ein für allemal abgefunden hat. Die
ltlähigkeit des Malers hing bald, wie wir sehen werden, von
der Auswahl und NIenge der Durehzeichnungen ab, die er
sich nach den Werken seiner Vorgänger angefertigt hatte.
ä. 26. Das Islandwerk aber blieb noch Heissig und sorg- 1,
faltig bis inis XIII. Jahrhundert: Wir thun dieser Kunst
kein Unrecht, wenn wir z. B. die verhältnissmässig ausge-
zeichnete Behandlung der Farbe als ein handwerkliches
Verdienst. betrachten, denn mit der Naturnaehahmung ist es
bei der Farbe so wenig ernstlich gemeint als bei der Zeich-
nung, und der höchstmögliche Werth des byzantinischen
Colorites ist im besten Falle ein dekorativer. Auch muss
man sich hier so gut wie in Betreff der Zeichnung hüten, die
Uopie für das Original zu halten, und z. B. für einige sehr
vorzügliche Miniaturen aus der Zeit der maoedonischen Kaiser
den Farbensinn der damaligen Miniatoren zu loben, indem
das Beste an der Farbe gewiss nicht minder als die Erfin-
dung und Zeichnung der bessern spätrömisehen Zeit angehört.
Allerdings aber hat sich die Farbe im Allgemeinen länger
gesund erhalten als die Zeichnung; besonders liegt in der
Art des Auftrages eine Sicherheit und Gewandtheit, die neben
der sonstigen absoluten Erstarrung Staunen erregt. Schon
die Farbenstoffe der Miniaturen scheinen mit chemischer