Verarmung
Darstellung.
der
zur Schöpfung von Typen gebracht, Welchen das Prädikat
des Erhabenen so wenig vorenthalten werden darf, als den
ältern griechischen Götterbildern, so tief sie auch in manchem
Betracht unter diesen stehen! In der traurigsten Zeit des
Dßßpütismus und des Elendcs der Völkerwanderüflg hatte"
sich diese Typen festgestellt und in den Mosaiken eine glanz-
volle Darstellung gefunden. Voll ruhiger Vvürdeß mm be"
deutsamer Geberde, in feierlich niederiiiessenden Gewändern,
riesengross schauen diese Gestalten, von allem Beiwerk ent-
blösst, aus den Altarnischen hernieder, ein gewaltiges Zeug-
niss des siegreichen Kraftgefühls der damaligen Kirche, und
so üben sie einen Zauber ästhetischer wie historischer Art,
dem sich der unbefangene Beschauer nie entziehen wird.
Allein gleichzeitig ging die dramatisch-historische Malerei,
ja die Fähigkeit zur Darstellung des lebendig Bewegten über-
haupt zu Grtlnde, wobei man (wie in allen Epochen des
Verfalls) das gänzliche Aufhören des Natursttidiums eben-
sowohl als begleitenden Umstand" wie'als Ursache aufzufassen
berechtigt ist. Ein Theil der Gestalt nach dem andern er-
starrt, die Gelenke, die Extremitäten, endlich auch das Gesicht,
welches eine griilnliche, betagte .Miene annimmt. Der Schritt
verwandelt sich in ein Stillestehen; die Gewänder werden in
den Falten überreich und theilweise bedeutungslos. Das Or-
nament verarmt mitten in dem scheinbar glanzendsten Reich-
thum. Der Goldgrund, den wir in den ravennatisehen Mo-
saiken des VI. Jahrhunderts überhand nehmen und den
blauen Grund verdrängen sahen, tödtet den feinern F arben-
sinn und zwingt zur Buntheit.
Der byzantinische Styl bringt diese Verderbniss 2..
erst recht- zum Ausbruch und hält sie dann in diesem Zu-
stande auf lange Jahrhunderte stationär, indem er sie mit
allen Vortheilen einer höchst. ausgebildeten Technik be-
handeltfÜ
i") Wir sprechen hier und im Folgenden nur von den Original-
arbeiten der byzantinischen Zeit, nicht von den Copien besserer, älterer
Werke, welche man bisweilen damit verwechselt. S0 ist z. B. vor Tab.
62 von Dkßlgincozwtäs "Nlalerei" zu warnen, wo eine vaticanisehe