Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

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Der 
Bilderstreit. 
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lcannt. Der Vorwurf der Götzendienerei, Welchen lllohamme- 
daner und Juden dem damaligen bildcrreichen Christengottes- 
dienst machten, zugleich die Aussicht. auf die Bekehrung 
Jener, hatte in Kaiser Leo dem Isaurier den Gedanken er- 
regt, die Bilder abzuschaffen. Seine Zwangsmassregeln gegen 
dieselben begannen im Jahre 730, und mehr als ein Jahr- 
hundert hindurch dauerte der darob entstandene Kampf fort, 
indem der ganze Staat mit. all seinen Interessen, soweit sie 
auch von der Frage seitab zu liegen schienen, in die Par- 
teiung hineingezogen wurde. Der Sieg der Bilderverehrer 
entschied sich erst durch die tumultuarische Synode des Jahres 
842, und auch da war es mehr ein "Vergleich der Parteien," 
indem bloss die itlalerei und das flache Relief beibehalten, 
die schon lange hinsiechende freie Sculptur dagegen aufge- 
opfert wurde. Ein sichtbarer Nachtheil, den die Kunst durch 
diesen Streit erlitten, lässt sich sonst nicht nachweisen, weil 
während desselben nicht nur die profane NIalerei, sondern bei 
vielen hartnäckigen Mönchen auch die religiöse ununterbrochen 
fortdauerte. Doch wird man vielleicht hie und _da bemerken, 
dass seit dieser Zeit. auch der letzte Rest freier Naivetät aus 
den byzantinischen Arbeiten verschwindet und dass sie jetzt 
erst vollständig der Ausdruck theologischen Trotzes gegen- 
über der bilderfeindlichen Häresie und dem Islam werden. 
Damit häingt zusammen, dass jetzt (VIII. und IX. Jahrhun- 
dert) in der byzantinischen Malerei die Darstellungen der 
Passion Christi und des je nach Umständen grässlichcn lNlarter- 
thums der Heiligen beginnen, wovon die bildende Kunst 
bisher nichts gewusst hattefe) Wraren doch viele Künstler 
selbst in der wilden Ikonoklastenzeit Märtyrer ihrer Sache 
geworden! stand doch die Kirche jetzt fest genug, um auch 
die Abbildung des leidenden, nicht bloss die des glorreich 
herrschenden Christus vertragen zu können! Ueberdiess lag 
i?) Wenn der Bischof Asterius von Amasia schon im IV. Jahrhun- 
dert ein Gemälde des Marterthums der 11. Eilphemia erwähnt, so ist 
diess eine zufällige Ausnahme, welche in einer Gährungszeit der Kunst 
wie das IV. Jahrhundert war, nicht befremden darf. Die kirchliche, 
offieielle Kunst hatte damit ohne Zweifel nichts zu thun.
	        
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