Miniaturen.
Longobardische Kunst.
87
canischer Terenz des 9. Jahrhunderts ist die sehr rohe Copie
eines vielleicht trefflichen Werkes aus heidnischer Zeit.
Ausserdem finden sich einzelne schöne Gestalten und Coinpo-
sitionen frühehristlicher und antiker Erßnduxig bis tief in's
Mittelalter zerstreut in einzelnen Irlandschriften, indem es bei
dem allmäligen Hinsiechen der Erfindungsgabe eine Siwhe der
Bequemlichkeit wurde, schon Vorhandenes zu copiren.
ä. 20. Schon seit der Eroberung Italiens durch die 1-
Longobarden, hauptsächlich aber seit dem VII. Jahrhundert,
tritt in der Malerei eine Scheidung ein; diejenigen, Welche
schleehtweg auf dem bisherigen Wege weitergehen, versinken
in barbarisehe Fornilosigkeit, während für höhere iPrachtxxerke,
für Mosaiken u. dgl. immer mehr der Styl und die Technik
der damaligen bjyzantinischen lWlaler in Anspruch genommen
wurden, von welchen im nächsten Abschnitt die Rede sein
soll. S0 ist es gekommen, dass die Wichtigern italienischen
Werke des YII. und der folgenden Jahrhunderte dem byzan-
t.inischen Styl folgen, geringere Arbeiten dagegen, Miniaturen
und einzelne seltene Steinbildwerke, wenigstens theilweise
einen auf eigene Hand verwilderten, gänzlich angebundenen
Styl zeigen, welchen man den longobardischen nennen mag.
Die Miniaturen bestehen aus rohgesudelten Umrissen, welche
mit Farbenflecken ausgefüllt. sind") Als Beispiel aus dem 2-
plastischcn Gebiete kann das Relief an der hintern Thür von
San Fedele in Conio dienen, welches den vom Engel am
Schopf gefassten Propheten Habakuk darstellt; hier wird
'54) Ueber diesen longobardisehen Styl s. v. Rumohr, ital. Forschun-
gen 1., S. 186 u. f, wo die wenigen erweislichcn Monumente aufge-
zählt sind: Reste von Fresken in der Cryptzw, des Domes von Assisi und
in der unterirdischen Kapelle S. Nazaro e Celso zu Verona (eine Glorie
Christi und biblische Scenen, roh und klecksig auf wcissen Grund ge-
malt), mehrere Handschriften u. S. W. Leider ist von den longo-
bardischexi Geschichten, welche die Königin Theodelindc zu Anfang
des VII. Jahrhunderts in ihrem Pallast zu Monza malen liess, nichts
mehr vorhanden. Laut Paul. Diac. IV. 23, war die alte Volkstracht
der Longobarden darin genau beobachtet. Die longobardischen
Diplome auf Monte Cassino, u. a. a. O. beginnen meist mit einer
Miniatur.