86
Budh I.
Christl.
Alterthum
Spätrömischer Styl.
Zeit
offbnbart
sich
fast
nur
dem
schon
sehr
fühlbaren
Mangel an Verständniss der Gelenke und der Extremitäten.
In letzterer Beziehung erscheint der berühmte vatiennist-htw
Virgil N0. 3225, als Qriginziliverk des IV. oder V. Jahr-
hunderts, vorzüglicher, während er in der Composition den
Josua nicht erreicht. Die ITarben sind, wo sie nicht. bis auf
die Unterzeichnung verloren gingen, licht. und pastos aufge-
tragen, die Sehattirung leicht und noch nicht minutiös, die
Zeichnung zwar noch überreieh an überlieferten antiken M0-
tiven, aber in bewegten Gestalten schon sehr unorganisch.
Ebenso alt, aber in der Zeichnung noch mangelhafter,
scheinen die Miniaturen einer Genesis in der kaiserlichen
Bibliothek
zu
Wien
Zll
sein.
In
der
ambrosianischen
bliothek
Z L1
MaiIand
werden
58
Miniaturen
3,11 S
einer
sonst
zerstörten Handschrift des Homer aufbewahrt, Welche eben-
falls aus dem IV. oder V. Jahrhundert stammen und in dem
breiten, pastosen lllarbenauftrage wie in der Behandlung der
Gewänder noch völlig antik erscheinen. Doch ist das Ein-
zelne schon meist. ungeschickt. und ohne Kraft, und die Com-
position nicht nur, wie im vaticanisehen Virgil, etwas planlos
zerstreut, sondern verwirrt oder einförmigfk") Ein vati-
3') Die hier genannten u. a. Miniaturen in zum Theil zuverlässigen
Durehzeichnungen bei Dlägincourt, Malerei, Tab. XIX u. f., wo bo-
sonders der Virgll, der uns hier nicht näher beschäftigt, im Ganzen
gut wiedergegeben ist. Ein äusserst merkwürdiges syrische s Evan-
gclienbueh, im Jahre 586 in einem mesopotamisehen Kloster durch
einen Kalligraphen Rabula angefertigt, findet sich in dcr laurenzia-
nischen Bibliothek zu Florenz. WX-nn die bei D'Agincourt, Taf. 27,
mitgetheilten Proben einen Schluss erlauben, so war hier die antike
Kunst auf einem ganz andern Abwege als bei den Byzantinern; wir
sehen volle, runde, übrigens sehr willkürliche, ja wüste Formen und
dabei eine höchst lebendige Bewegung und Geberde. Die von D'Agin-
court als Beispiel ausgewählte Himmelfahrt Christi würde von der
Composition dieser Miniaturen einen für diese Zeit hohen Begrifi er-
wecken, wenigstens ist der oben zwischen vier Engeln Sßhwebende
Christus und unten die aufgeregtc Schaar der Apostel und Engel zu
beiden Seiten der Madonna nicht ohne Grösse gedacht, obschon in
der Ausführung abscheulich. (In dieser Handschrift findet sich, bei.-
läuüg gesagt, die frühste vorhandene Darstellung der Kreuzigung.)
M) Iliadrfs fragmenta cum pictzaris etc. ßdcnte ßlng. Jfajo am,
Mailand 18H). 58 Umrisstafeln, ungenau und stark inodernisirt.