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Geschichte
Span.
des
Geistes
Vertreibung wurde dies Alles mit einem Schlage zerstört und
meistentheils für immer. Denn die Spanischen Christen hielten solche
Beschäftigungen unter ihrer Würde. Nach ihrer Meinung waren
Krieg und Religion die einzigen beiden Berufsarten, diees ver-
dienten, dass man sich ihnen widme. Für den König zu fechten
oder in die Kirche zu treten War ehrenvoll, alles Andere gemein
und schmutzig. 14") Als daher die Moriscos aus Spanien hinaus-
gestossen waren, konnte Niemand ihre Stelle einnehmen; Künste
und Fabriken entarteten oder gingen gänzlich verloren, und un-
geheure Strecken culturfäthigen Landes blieben unangebaut. Einige
der reichsten Gegenden von Valencia und Granada geriethen so in
Verfall, dass es an Mitteln fehlte, auch nur die dünne Bevölkerung,
die dort übrig geblieben war, zu ernähren. 15") Ganze Bezirke
wurden plötzlich wüst und sind bis auf den .heutigen Tag nie
wieder bevölkert worden. Diese Wüsteneien bildeten eine Zuflucht
für Schmuggler und Räuber, dieNachfolger der gewerbiieissigen
m) Die Verniinftigeren unter den Spaniern sehen mit Bedauern diese Verachtung,
die ihr Volk für alle Arten nützlicher _Industrie hegt. Siehe Oampomanes, Ealueacinn
Popular, p. 128, und Sempere, Monarchie Espagnole, II, 277, 278. Ein Reisender,
der Spanien 1669 besuchte, sagt von dem Volk „ils meprisent tellement le travail,
que 1a. plüpart- des artisaus sont wätrangers." Voyayes faits m divers Tenzps pur M.
Mäßig", Amsterdam 1700, p. 80. Ein andrer, zwischen 1693 und 1695, sagt: „they
think it below the dignity of a Spaniard to labour and provide for the future."
Trewcls by a Genllemrm (by Bromleyä), London 1'702, p. 35. Ein dritter Beobachter
aus dem Jahre 1679 versichert uns „i1s souifrent plus aisömellt 141 füim et les autres
neeessites de 1a vie, qne de travailler, disent-ils, eomme des merceneires, ee qui n'ap-
partient qu'ä des Eselaves." Dbiulazoy, Relation du Voyage Wßspagne, Lyon 1693,
II, 3691, 370. Weitere Aufklärung über diesen Punkt giebt Labat, Voyages en
Espagne, Paris 1730,11, 285, 286. Capmavzy, Qüestioozes Uritieas, p. 43, 49, 50,
Lalwordlfs Spam, I, p. 50. Runlväs ößanisla Eßnpire, p. 103. Townaendk Journey
through Spam, II, 240, 241.
45") "Pudo, pues, deeirse eon razon de nuestra putria, que de Arabia Feliz se
habia eonvertido en Arabia Desierta, y de Valeneia _en perticular, que el bello jardin
de Espaüa se habia eonvertido en päramo seco y deslueido. Dejöse en breve sentir
en todas partes el azote del hambre; y a1 alegre bullieio de las pohlaeiones sucediö
e1 melancölieo silencio de los despobludos, y a1 freeuente eruzar de los labradores y
trajineros por los caminos siguiö el peligroso encuentro de los salteadores que los in-
feStß-ban, abrigändose en las ruinas de los pueblos desiertos." Jener, Oondicion de los
xUoriscos, p. 100, Sighe aIuQh Dunlogfs Memoirs, I, 16. Caznpomanes sagt: „E1 grau
nümero de artesanos, que salieron eon 1a expulsiün de los moriscos, eausö un: golpe
mortal ä las manufaeturas, y ä 1a labranza." Apemiiee ä Za Educaeion Popular, I, 13.
Und 268, „E1 punto de deeadeneia de nuestres manufaeturas, puede iixarse desde el
ade de 1609, en que tubo principio 1a expulsien de los Moriseos."