5. bis zur
VODI
Mitte
des
19. Jahrh.
63
Die Wirkungen dieses Verfahrens auf den materiellen Wohl-
stand Spaniens lassen sich mit wenig Worten ausdrücken. Fast
aus allen Theilen des Landes wurden plötzlich grosse Massen
fleissiger Ackerbauer und geschickter Handwerker entfernt. Die
Moriscos waren es, welche die besten Systeme des Aekerbaues,
die man damals kannte, anwendeten, welche mit unermüdlicher
Anstrengung den Boden anbauten und bewässerten. 147) Die Reis-,
die Baumwollen- und die Zucker-Cultur und die Verfertigung von
Seide und Papier waren fast auf sie beschränkt. 148) Durch ihre
Historia de Espaüa, VI, 304, 305. Ja sogar im Jahre 1856 versichert uns der grosse
neuere Geschichtsschreiber Spaniens, während er den ernstliehen materiellen Schaden
zugiebt, den dieses gräuliche Verbrechen dem Lande zufügte, es habe den "ungeheuren
Vortheil" gehabt, religiöse Einheit hervorzubringen; und er begreift nicht, dass gerade
diese Einheit, womit er prahlt, eine Faulheit und Stockung des Geistes erzeugt, die
allem wahren Fortschritt tödtlich ist, denn sie hindert das Spiel und den Zusammen-
stoss von Ansichten, wodurch der Verstand geschärft und brauchbar gemacht wird.
"Con 1a expulsion se completö el prineipio de la unidad religiosa en Espaüa, que fuö
un bien inmenso, pero so consumö la ruina de 1a agricnltura, que fue un inmenso
mal." Lafuenie, Historie de Espaia, XVII, 340, Madrid 1856. Und ein Jahr nach
Verölfentlichung dieser scharfsinnigen Auffassung ging ein andrer ausgezeichneter
Spanier in einem von der Königl. Akademie der Historie gekrönten Werk noch weiter
und erklärte, nicht nur habe die Vertreibung der Mauren viel genützt durch die Ein-
heit des Glaubens, eine solche Einheit auf Spanischem Boden sei auch nothwendig
gewesen. „Y si bajo el aspeeto econömico reprobamos semcjante mcdida por la iniluencia.
perniciosa que tuvo desde el momento de dictarse, la imparcialirlad de historiadores
nos obliga ä. respectarla, por los "inmensos bienes que produjo en el örden religioso y
en el örden politico." „La unidad religiosa era necesaria en elsuelo espaüol."
Jemer, Oondicion Social de los Moriscos de Espaäa, Madrid 1857, p. 110, 114. Was
sollen wir von einem Lande denken, wo solche Ansichten ausgesprochen werden, nicht
W11 einem Obßßllrßll Fanatiker, von Volksrednern oder von der Kanzel, sondern von
ausgezeichneten und gelehrten Männern, die sie mit dem ganzen Gewicht ihrer
Stellung verkünden und die selbst fast für zu kühn imd zu liberal für das Volk gelten,
für das sie schreiben?
447) „Los moros eran muy diestros en todo lo que mira a obras de agua." Cam-
pomanes, Apendice d la Educacion Popular, vol. III, p. 107. „The Moors were the
most intelligent agricultuiists Spain ever had." Labordüß 31m5", II, 216. Selbst
Jovellanus giebt zu, "except in the parts occupied by the Moors, the Spaniards were
alinost totally unacquainted with the art of irrigation." Ularkeäs Interna! Stute qf
ßßßi", p. 116. Siehe auch Oirmmrt, Arabes dCEspagnv, I , 255, II, 12, III, 162,
222; Bouryoiny, Tableau de PEspagoze, II, 170, 171; und 1701417139414? Spam, III, 74.
Ueberbleibsel ihrer prächtigen Aquaducte sind noch vorhanden Hoslzinä ßyzain, I, 120,
125, 291, 292. Vergl. Spam by 1m American, II, 112, mit lfEstat de Fldspagne,
Genäve 1681, p. 399.
443) Vergl. Janer, Oondioion de los Moriseos, p. 47, 48, mit Uampomanes, Apen-
dice a? la Educacioaz Popular, III, 22, und Dunlogfs Memoirs, I, 13.