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des
Geschichte
Geistes.
Span.
und unter derselben Regierung bezeichneten sie diese neue Epoche
ihrer Macht dadurch, dass sie mit der erschrecklichsten Barbarei
die Vertreibung der ganzen Maurischen Nation durchsetzten. Diese
Handlung War schon an sich so abscheulieh, m) und in ihren
Folgen so furchtbar, dass einige Schriftsteller ihr allein den darauf
folgenden Sturz Spaniens zugeschrieben haben. Sie vergessen,
dass auch noch andre viel mächtigere Ursachen wirksam waren und
dass dies unerhörte Verbrechen nur in einem Lande begangen
werden konnte, welches aus langer Gewohnheit die Ketzerei als
die abscheulichste aller Unthaten ansah und daher bereit war,
koste es was es wolle, das Land zu reinigen und sich von Men-
schen zu befreien, deren blosse Gegenwart für eine Beschimpfung
des christlichen Glaubens galt.
Nach der Unterwerfung des letzten Mahomedanischen König-
reichs in Spanien gegen das Ende des 15. Jahrhunderts machten
siehe die Spanier zur Hauptaufgabe, die zu bekehren, die sie
unterworfen hattenflß) Sie glaubten, das künftige Wohl eines
ganzen Volks stehe auf dem Spiele; nun fanden sie, dass die
Ermahnungen ihrer Geistlichkeit nicht anschlugen, sie griffen daher
zu andern Mitteln und verfolgten, wo sie nicht bekehren konnten.
Einige marterten, andre verbrannten, alle bedrohten sie, und so
gelang es ihnen am Ende; nach dem Jahre 1526, hören wir ver-
sichern, war kein Mahomedancr in Spanien, der nicht zum Christen-
thum bekehrt worden Ware. m) In grosser Menge wurden sie mit
m) „Le cardinal de Richelieu, qui nüätoit pas tres susceptible de pitic, Fappelle
'1e plus hardi et- le plus barbare conseil dont l'histoire de tous les siecles precedens
fasse mentionf" Sismendi, Histoire des Franga-is, XXII, 163, Paris 1839.
m) „Porque los Reyes queriendo, que en todo el Reine fuesen Christianes, em-
biaron ä Frai Francisco Ximenez, que fue Arzobispo de Toledo i Cardinal, para que
los persuadiese. Mas ellos, gente dura, pertinaz, nuevamente conquistada, estuvieron
recios." Mendoza, Gueww de Grenada que hizo Felipe II. contra las Moriscos,
Valencia 1776, 4to, p. 10. Dieser Autor wurde Anfangs des 16. Jahrhunderts zu
Granada, wo er lauge Zeit lebte, geboren.
'94) „L'ann6e 1526 vit donc disparaitre dans toutes les parties de PEspagne les
signes exterieurs de Fislamisme." Oircozort, Ilistoire des Ambes dZElspagne, Paris 1846,
II, 220. Lafuente (Hisioria de Espaäa, X, 132) sagt von dem Jahre 1502: „desde
entonces, por primera vez a1 cabo de ocho siglos, no quedö un solo habitante en
Espaüa que esteriormentc diera eulto ä. Mahomau" aber XI, 447 sagt er 1524:
gvolvieron inmediatamente ä. sus ritos y ceremonias muslimicas." Da. Herr von Gircourt
alle Materialien sehr genau kannte, die Lafuente benutzt und dabei ein viel besserer
Kritiker ist, so ist seine Angabe wahrscheinlich die richtige.