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Geschichte
Span.
des
Geistes
hörten. S3) Endlich war er in dem gröbsten Aberglauben befangen;
er glaubte beständig, der Teufel führe ihn in Versuchung, er
glaubte, er wäre von bösen Geistern besessen und liess sich den
Teufel austreiben; ja er ging nicht anders zu Bett, als mit seinem
Beichtvater und zwei Mönchen, welche die ganze Nacht neben ihm
liegen musstenßit)
Jetzt konnte man deutlich sehen, auf welchem Sandboden die
Grösse Spaniens aufgebaut war. Als es fähige Könige hatte, stand
es in der Blüthe, als es unfähige hatte, gerieth es in Verfall. Fast
Alles, was die grossen Könige des A16. Jahrhunderts geleistet hatten,
wurde von den kleinen Königen des 17. wieder zunichte gemacht.
So reissend war der Verfall Spaniens, dass schon in den drei
nächsten Regierungen nach dem Tode Philipps II. die mächtigste
Monarchie in der Welt zur tiefsten Erniedrigung heruntergekommen
war, dass sie ungestraft von fremden Völkern beschimpft, mehr
als einmal zum Banquerott getrieben, ihrer schönsten Besitzungen
beraubt, öffentlich verhöhnt und für Schulknaben und Moralprediger
zur Aufgabe für Declamationen über die Unsicherheit menschlicher
Dinge gemacht, ja, endlich der bitteren Demüthigung unterworfen
wurde, ihr Gebiet durch einen Vertrag aufgenommen und getheilt
zu sehen, ohne an diesem Vertrage Theil zu nehmen und ohne im
Stande zu sein, sich seinen Stipulationen zu widersetzen. 85) Da
83) „Le Roy demeuroit dans une profonde ignorance et de ses affaires et meme
des Etats de sa. conronne; ä peine connoissoit-il quelles etoient les places qui 111i
appartenoient hors du continent d'Espagne." „La perte de Barcelone 111i fut
plus sensible qxfaucune autre, parce que cette ville, capitale de 1a. Catalogne, et
sitnäe dans le continent de PEspagne, lui ötoit plus connue que les villes de Flandre,
dont il ignoroit Yimportance an point de croire que Mons appartenoit au roi d'Ang1e-
terre, et de le plaindro lorsque le Roi fit ia. conqnöte de cette provincef" Mämaires
du Mm-quis de Torcy, _I, 19, 23, edit. Petitot, Paris 1828.
84) „Faneying everyl thing that is said 01' done to be a temptation of the devil,
und never thinking himself safe but with his confessor, und two friars by his side,
whom kg makes lie in his chamber every night." Malwnäv Spam mzder Charles II.,
p. 102. Ohne Zweifel wegen dieser Zuneigung zu Mönchen sagt ein" Spanischer
Historiker von ihm, er besass ein "001112011 pio y religioso." Bacallar, Oommtarios
du la Guem-a de Espaiia, I, 20. Die beste Nachricht von der Teufelaustreibung findet
sich in Lafuentds Historia de Espaüa, XVII, 294-309; dort findet sieh ein ganzes
Kapitel, überschrieben "Los Hechizos del Rey."
85) „La foiblesse de FEspagne ne permettoit pas ä son roi de se ressentir du traitement
dont i1 croyoit ä propos de se plaindre." Mämoires de Torcy, I, 81. Aber wie ein
grosser Spanischer Schriftsteller bitter sagt: "Las naciones estrangeras disponiendo de la
monarquia espßüvla 00m0 de bienes ein dueüo." Tapia, Oivilizaoion Espaüola, III, 167.