vom 5. bis zur
Mitte
des
Jahrh.
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früher so ausgezeichnet, war fast mit allen Fehlern behaftet, welche
einen Menschen lächerlich und verächtlich machen können. Seine
Geisteskräfte und seine persönliche Erscheinung waren von der
Art, dass sie ihn bei jedem Volk, Welches weniger unterthänig
als das Spanische gewesen wäre, dem allgemeinen Hohn- ausgesetzt
haben würde. Obgleich er in seinen besten Jahren starb, sah er
wie ein alter ausgemerge1tei' Wollüstling aus. lm 35. Jahre hatte
er sein Haar und seine Augenbrauen verloren; er war vom Schlage
gelähmt, er war epileptisch und es war bekannt, dass er zeugungs-
unfähig warßl) Seine ganze Erscheinung war im höchsten Grade
widerwärtig und die eines faseligen Idioten. Bei einem enorm
grossen Munde stand sein Unterkiefer so abseheulich vor, dass er
seine Zähne nie zusammenbringen konnte und nicht im Stande
war, sein Essen zu kauenß?) Seine Unwissenheit würde unglaub-
lich sein, wenn sie nicht durch unwiderlegliche Zeugnisse bewiesen
wäre. Er kannte die Namen der grossen Städte in seinem Reiche
nicht, ja, er kannte nicht einmal die der Provinzen; und während
des Krieges mit Frankreich hörte man ihn England bedauern, dass
es Städte verlöre, die in Wahrheit zu seinem eignen Lande ge-
31) „Sans esperance de posterite." Millot, Mhnoires de Noailles, I, 419. „[ncapaz
de tener hijos." Ortiz, Compendio, VI, 560. Siehe auch Memo-ires de Louvillc, I, 82;
und die Anspielungen in den Lettres de Madamc da Villars, edit. Amsterdam 1759,
p. 53, 120, 164. Sie war die Frau eines Gesandten am Hofe Karl's II. Lafuente,
der, WO mir recht ist, diese interessanten Briefe nie anführt und überhaupt mit Wenig
Ausnahmen mu- Spanische Quellen benutzt, bemerkt dennoch: „La circunstancia de no
haber tenido sucesion, falta que en general se achabaca mas al rey que ä 1a reine," etc.
Historie de Eßrwüw, xvn, ms, 199, Madrid 185a. Nach dem Biographen der Spani-
schen Königinnen schrieben Einige dies, der Zauberei zu, „y aun se dijo si intervenia
maleficio." Florez, Mcmorias de las Reynas Catlwlicas, II, 973, Madrid 1761, 41:0.
82) Im Jahre 1696 schreibt Stanhope, der englische Gesandte in Madrid: "He
has a rnvenous stomach, and swallows all he eats whole, for his nether jaw stanrls so
much out, that his two rows of tecth cannot meet; to compensatc which, he has a.
prodigious wide throat, so that a gizzard or liver of a hen passcs down wholc, and,
his weak stomach not being able to digcst it, he voids it in the same manner."
Malumäs ßlvain under Charles II. , London 1840, p. 79; eine sehr wcrthvolle Samm-
lung von Originaldocumenten, die allen Spanischen Historikern, welche mir vorgekommen
sind, völlig unbekannt ist. Einige merkwürdige Notizen darüber, wie Karl II. in
seiner Kindheit ausgesehn, sind zum ersten Male veröffentlicht in MignetÄs lllägociations
relatives ä la Suocession aflfspayne, Paris 1835-1842, 4to, I, 294, 295, 310,396,
404, 410, II, 130, III, 418, 419, 423. Siehe auch IV, G36, als Beispiel seiner
Schweigsanlkeit, beinahe das einzige Zeichen von Verstand, das er von sich gab: „Le
roi Fecouta, et ne lui repondit rien."