582
Untersuchung
des
Schott.
während
Geistes
des
Jahrh.
und sollen uns hier nicht in den Weg treten. Sie eigneten sich
für jene alten und barbarischen Zeiten, als die Menschen ihre
Gedanken noch nicht sichten und darum ihren Glauben noch nicht
reinigen konnten. Jetzt aber sind sie ein Misston in unserem Ohr.
Sie stimmen nichttzu unserem übrigen Wissen, sie sind unharmo-
nisch und ausser Zusammenhang. Alles ist ihnen entgegen. Sie
stehen allein und es ist nichts mehr übrig, womit sie zusammen-
stimmen. Der ganze Zweck und die ganze Richtung des modernen
Denkens zwingt uns Begriffe von Regelmässigkeit und Gesetz
auf, denen sie entschieden widerstreiten. Und selbst die ihnen
anhängen, thun es mehr, weil sie der Ueberlieierung folgen,
als aus ganzem unbeirrtem Glauben. Jener kindliche zweifellose
Glaube, mit dem die Lehre von den göttlichen Eingriffen einst auf-
genommen wurde, ist einer kalten leblosen Zustimmung gewichen,
die von dem Enthusiasmus früherer Zeiten sehr verschieden ist.
Bald wird auch sie verschwinden und die Menschen werden nicht
länger vor Spukgestalten erschrecken, die ihre eigene Unwissenheit
vor ihnen aufgerichtet hat. Vielleicht wird unsere Zeit diese Be-
freiung nicht erleben, aber so gewiss als der menschliche Geist
vorwärts schreitet, eben so gewiss wird sie eintreten. Sie mag
schneller kommen, als es irgend Jemand erwartet, denn wir gehen
weit und rasch vorwärts. Die Zeichen der Zeit winken von allen
Seiten und wer da will, mag sie entziffern. Die feurige Schrift
erscheint auf der Wand, der Spruch ist gesprochen, das alte Reich
soll über den Haufen geworfen werden, die Herrschaft des Aber-
glaubens, die schon zerfällt, soll zusammenbrechen und in den
Staub rollen; und an dem neuen Leben, welches in die verwirrte
chaotische Masse gehaucht wird, soll es sich klar oüenbaren, dass
von Anfang an kein Misston, 'keine Unangemessenheit, keine Unord-
nung, keine Unterbrechung, keine Einmischung von Oben statt-
gefunden hat, sondern dass alle Begebenheiten um uns her, selbst
bis zu den aussersten Grenzen der materiellen Welt nur verschiedene
Theile eines einzigen Systemes sind, welches von einem einzigen
herrlichen Princip allgemeiner unverrückter Regelmässigkeit durch-
drungen ist.
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Gedruckt bei E.
Polz in Leipzig.