während
des
J ahrh.
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dem Gedeihen und der Verbreitung naturwissenschaftlicher Wahr-
heiten folgt. Je mehr wir von den Naturgesetzen wissen, desto
klarer verstehen wir alles, was in der materiellen Welt vor sich
geht, und erkennen, dass Pestilenz, Erdbeben, Hungersnoth oder
was es sonst sei, alles die nothwendige Folge von etwas, das vor-
her geschehen ist, sein müsse. Die Ursache bringt ihre Wirkung
hervor, und die Wirkung wird ihrerseits wieder die Ursache anderer
Wirkungen. In diesem Vorgange sehen Wir keine Lücke und
geben wir keine Unterbrechung zu. Die Kette ist für uns eine
ununterbrochene, der beständige Fortschritt der Natur unverletzt.
Unser Geist gewöhnt sich daran, alle natürlichen Erscheinungen
als in ordentlicher gleichmässiger Selbstentwickelung zu betrachten
und als in regelmässiger und ununterbrochener Folge verlaufend
sich vorzustellen. Dies ist eine wissenschaftliche Ansicht; und zu-
gleich ist es der religiöse Gesichtspunkt. Ihm gegenüber haben
wir den theologischen Gesichtspunkt; aber was schon seinen in-r
tellectuellen Anhalt bei den Menschen verloren hat, verliert jetzt,
seine Herrschaft über ihre Neigungen und geht so sichtbar zu
Grunde, dass jetzt kein Mensch von Erziehung es mehr zu ver-
theidigen wagt, ohne seine Meinung so zu beschränken und zu ver-
wahren, dass er seinen Gegnern fast Alles zugiebt, was in Frage steht.
Während aber hinsichtlich der materiellen Welt die früheren
beschränkten Ansichten in den aufgeklärtesten Ländern fast erloschen
sind, so müssen wir gestehen, dass hinsichtlich der moralischen Welt
der Fortschritt der öffentlichen Meinung weniger rasch vor sich
geht. Dieselben Leute, welche glauben, dass die Natur durch keine
wunderbaren Eingriffe gestört werde, wollen nicht glauben, dass
der Mensch ebensowenig dadurch gestört werde. In dem einen Falle
behaupten sie, die wissenschaftliche Ansicht von dem regelmässigen
Verlauf, in dem anderen die theologische von dem unregelmässigen.
Der Grund für diese Meinungsverschiedenheit ist, dass die Bewegungen
der Natur weniger verwickelt sind als die Bewegungen des Menschen.
Sie lassen sich daher leichter studiren und schneller verstehen.
Darum finden wir auch die Naturwissenschaft lange angebaut, während
die historische Wissenschaft kaum noch existilt. Unsere Kenntniss
der Verhältnisse, welche die Entwickelung der Menschheit bestimmen,
ist noch so unvollkommen und so schlecht verdaut, dass sie auf
die Ideen des Volks noch fast gar keine Wirkung ausgeübt hat.
Die Philosophen sehen zwar ein, dass hier wie überall eine noth-
wendige Verbindung selbst der entferntesten und einander unähn-
zur