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xtersuchung des
Schott.
Geistes
für den Freihandel günstig gestimmt. Denn wir sahen darin ein
Mittel, Jeden mit dem Seinigen machen zu lassen was er wollte.
Aber sich einzubilden, dass gewöhnliche Menschen ein solches Werk,
wie der "Nationalreichthum, zu bemeistern im Stande wären
und seinen langen und verwickelten Erörterungen ohne Verwirrung
folgen könnten, ist einfach abgeschmaokt. Es ist von vielen Tau-
senden gelesen worden, die seine Folgerungen annahmen, weil sie
ihnen gefielen, d. h. blos weil die Bewegung der Zeit in dieser
Richtung ging. Das andere grosse Werk von Adam Smith, die
Theorie der sittlichen Gefühle, hat nur auf wenige Meta-
physikei- einen Einfluss ausgeübt, obgleich sein Styl nach Einigen
den des Nationalreichthums übertrifft und es gewiss leichter
zu verstehen ist. Ausserdem ist es auch viel kürzer, keine geringe
Empfehlung für viele Leser, und es handelt von höchst interessanten
Gegenständen, mit denen die Gefühle eines Jeden vertraut sind.
Aber das Zeitalter machte sich nichts aus seinen Resultaten, und
vernachlässigte daher seine Argumente. Der Nationalreich-
thum hingegen stimmte mit der allgemeinen Richtung überein und
hatte daher den höchsten Erfolg. Es setzte sehr bald nicht nur
die Gelehrten, sondern sogar die Staatsmänner und Politiker in
Bewegung; sie "brachten am Ende seine Hauptrathschläge in An-
wendung. Und doch beweisen ihre Gesetze und ihre Reden zum
Ueberfluss, dass sie die grossen Principien, die ihm zum Grunde
liegen, und .von denen der Freihandel nur eine geringe Zugabe ist,
nie bemeistert haben.
Ausser dem Nationalreichthum linden Wir nun, that die
Schottische Literatur des 18. Jahrhunderts für Schottland als Ganzes
fast gar nichts. Wer je in dem Lande gelebt und seine Sitten
und noch vorherrschende Geistesriehtung beobachtet hat, wird nur
zu klar eingesehen haben, wie seine Literatur in ihrerwgrossen
Aufgabe, den Aberglauben zu schwächen, gescheitert ist. Viele
talentvolle und aufgeklärte Männer, die dort leben, sind durch den
allgemeinen Geist so eingeschüchtert, dass sie um ihrer eigenen
Ruhe und -um des Friedens ihrer Familien willen keinen Wider-
stand leisten, sondern sich Allem schweigend unterwerfen, was sie
von Herzen verachten. Dass sie dies nicht thun sollten, ist zum
wenigsten meine feste Ueberzeugung; obwohl ich weiss, dass Vißlß
aufrichtige und in jeder Hinsicht urtheilsfähige Männer der Ansicht
sind, dass Niemand die Pflicht habe, sich zum Märtyrer zu machen
oder seine persönlichen Interessen aufs Spiel zu setzen, wenn er