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des
Untersuchung
Schott.
Geistes
Tyrannei; daher zeigten sich in einem Lande wie Schottland, wo
der Druck lang anhaltender widerwäirtiger Verhältnisse die Macht
dieser Prätendenten auf Weisheit befestigt hatte, so traurige Folgen
nach allen Seiten hin. Es war daher natürlich, dass in Schott-
land im 17. Jahrhundert, als das Ansehen der Geistlichkeit am
festesten stand, die Folgen dieses Ansehens am auffallendsten
werden mussten. Es war natürlich, dass sich eine Literatur erzeugte
wie die, worüber ich einen kurzen Bericht gegeben habe, eine
Literatur, welche Aberglauben, Unduldsamkeit und Bigotterie be-
förderte, eine Literatur voll der düstersten Befürchtungen, und noch
mehr, voll der düstersten Drohungen, eine Literatur, welche die
Menschen lehrte, es sei Unrecht, die Gegenwart zu geniessen, und
Recht, vor der Zukunft zu zittern, mit einem Worte, eine Literatur,
welche überall Trübsinn verbreitete, die Gemüther verfinsterte, die
Triebe verderbte, den Verstand lähmte und die kühnen eigenen
Forschungen in völlige Verachtung stürzte, ohne Welche kein Fort-
schritt im menschlichen Wissen und folglich kein Zuwachs mensch-
lichen Glückes denkbar ist.
Dagegen bot die Literatur des 18. Jahrhunderts einen schlagen-
den, höchst erfreulichen Gegensatz dar. Es schien, als wenn Alles
augenblicklich verändert wäre. Den Baillics, den Binnings, den
Dicksons, den Durhams, den Flemings, den Frasers, den Gillespies,
den Guthries, den Halyburtons, den Hendersons, den Rutherfords
und wie das übrige mönchisehe Gesindel heisst, folgten ausge-
zeichnete und kühne Denker, deren Geist alle Facher der Wissen-
schaft erleuchtete, und deren Gemüth frisch und kräftig wie der
Morgen sich eine neue Laufbahn eröffnete und ihrem Vaterlande
einen hohen Rang in den Annalen des Europäischen Geistes sicherte.
Was sie leisteten, habe ich in der Kürze zu erzählen versucht;
vieles jedoch habe ich unerwähnt lassen müssen, aber ich habe
Belege genug vorgebracht, um auch den zweifelsüchtigsten Leser
von dem Glanz ihrer Leistungen und von dem Unterschied zwischen
dieser herrlichen Literatur und jener erbärmlichen Machwerke zu
überzeugen, welche das vorhergehende Jahrhundert entstellten.
So gross aber auch der Unterschied war, einen Punkt hatten
beide Literaturen, wie ich gezeigt habe, gemeinsam. Beide waren
wesentlich deducltiv, und den Beweis habe ich ziemlich ausführlich
gegeben, weil dies zwar, so viel ich weiss, der Aufmerksamkeit
aller früheren Forscher entgangen ist, in seinen Folgen aber von
der höchsten Bedeutung für das Schicksal Schottlands war und