des
während
J ahrh.
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keinen zuverlässigen Unterricht besitzen und keine Mittel haben,
einen solchen zu erlangen. lieber diese Punkte haben verschiedene
Personen und verschiedene Völker, die gleich ehrlich, gleich auf-
geklärt und gleich urtheilsfähigwaren, die verschiedensten Ansichten
gehegt und hegen sie noch. Sie vertheidigen dieselben mit der
grössten Zuversicht und mit Gründen, die sie vollständig befriedigen,
die aber von ihren Gegnern mit Verachtung verworfen werden.
Da jede Seite im Besitz der Wahrheit zu sein glaubt, so sucht
der unparteiische Forscher, dem es wirklich um die Wahrheit zu
thun ist und der weiss, wie schwer sie zu erlangen ist, nach einem
Mittel gewissenhaft zwischen diesen streitenden Ansprüchen zu ent-
scheiden und herauszufinden, welcher Recht und welcher Unrecht
habe. Je weiter er forscht, desto mehr überzeugt er sieh, dass
kein solches Mittel zu finden ist, und dass diese Fragen, wenn sie
nicht über die Grenzen des menschlichen Verstandes hinausgehen,
Sicherlich mit seinen gegenwärtigen Mitteln nicht zu erreichen sind
und unmöglich beantwortet werden können, während andere viel
einfachere Probleme noch ungelöst sind. Es wäre wirklich sonder-
bar, wenn wir, bei unserer Unwissenheit in so manchen geringeren
und untergeordneten Dingen, im Stande wären diese fernliegenden
und verwickelten Geheimnisse zu erreichen und zu ergründen. Es
wäre sonderbar, wenn wir, die wir bei all unseren Fortschritten
noch in unserer Kindheit sind" und wie Kinder nur mit unsicheren
Schritten gehenikönnen, wir," die wir uns kaum ohne Straucheln
auf ebnem Boden bewegen, dennoch im Stande wären, die schwind-
lichen Höhen zu erklimmen, die über unserem Wege emporsteigen
und uns in eine Gegend verlocken, wo wir gewiss fallen müssen,
Zum Unglück sind jedoch die Menschen jedes Zeitalters sich ihrer
Schwächen so wenig bewusst, dass sie nicht nur dies Unmögliche
unternehmen, sondern sogar glauben, sie hätten es geleistet. Unter
denen, die eine Beute dieser Täuschung sind, ist inrmer- eine ge-
wisse Anzahl, die in ihrer eingebildeten Hoheit von ihrer phan-
tastischen Ueberlegenheit so aufgeblasen sind, (lass sie sich unter-
fangen, das übrige Menschengesehlecht zu unterrichten, zu warnen
und zu tadeln. Indem sie sich selbst für geistliche Rathgeber
erklären und lehren wollen, was_ sie selbst noch nicht gelernt haben,
so zeigen sie in ihrer eigenen Person eine Zusammenstellung', die
stets am festesten zusammenhält, nämlich die von grosser Un-
wissenheit und grosser Anmaassung. Hieraus folgen nothwendig
noch andere Uebel. Unwissenheit erzeugt Aberglauben, Anmaassung
Buckle, Gesell. d. (Zivilisation. II. 36