538
des
Untersuchung
Schott.
Geistes
zu der-einen, bald zu der anderen hinneigte und sich nicht ent-
schliessen konnte, welche er wählen sollte. Der Zwiespalt ver-
dunkelte seine Erkenntniss. Adam Smith hingegen war wie alle
die grossen Schotten, die in Schottland blieben, merkwürdig klar.
Er, wie Hume, Black und Cullen, schwankte nie in seiner Methode.
Diese ausgezeichneten Männer wurden durch keinen Englischen
Einfluss bestimmt. Diesem Einfluss verfiel von allen berühmten
Schotten des 18. Jahrhunderts nur Huntcr, und er allein zeigte
eine gewisse Zögerung und Verworrenheit des Denkens, welche
einem so grosseu Geiste unnatürlich zu sein scheint und sich nach
meiner Meinung am besten aus den besonderen Verhältnissen erklärt,
unter denen er lebte.
Einer seiner geistreichsten Ccmmentatoren bemerkt sehr richtig,
seine natürliche Neigung sei, über die Naturgesetze V erinuthungen
aufzustellen und dann Schlüsse aus ihnen zu ziehen, statt aus
langsamer und allmähliger Induction Schlüsse auf sie zu ziehenlll")
Dies Verfahren war, wie ich schon gezeigt habe, bei den Schotten
beliebt und deswegen gerade das, was wir von ihm hatten erwarten
sollen. Aber weil er von den Nachfolgern Baco's umgeben war, i")
wurde dieser natürliche Hang gebrochen, und er verwendete einen
grossen Theil seiner bewundernswürdigen Thatigkeit auf Beob-
achtungen und Experimente, wie sie kein Schottischer Denker in
"He followed his natural inelination. He preferred the more delusive, appa-
rently the mure direct, road, which has seduced so many philosophers. He sought to
arrive at the general lews of natume at once by conjecture, rather than, by a close
and detailed study of her inferior operations, to ascend, step by step, through a slow and
gradual induction to those laws which govern her general procedure." Babingtorfs
Preface to Huntefs Trcalisß an tlw Vcnereal Diseasc, in I-Iunteods Werks, II, 129.
Vergl, den engherzigen und spöttischen Tadel in Foofs Lzfe of Hzmter, p. 163.
94') Um dem Verdacht der Uebertreibung zu entgehen, will ich anführen was der
bei weitem grösste aller Geschichtsschreiber der Medicin über diesen Gegenstand gesagt
hat. „La majoritd des mödecins qui prötendaient s'ötre formös (Puprbs Bäcon, zfavaient
herite de lui qu'une räpugnance invincible pour les hypotheses et bes systemes, 11110
graude veneration pour Pexperience, et m1 desir extreme de multiplier le nombre des
observations. Ce fut chez les Anglais que 1a. methode empirique en mödecine trouva
1e plus de partisans, et c'est principelement ausi chez eux qu'elle s)est röpendue jus-
qlfeux temps les plus rapproches de uous. .Sa propagation y fut favorisäe, non-seule-
ment par le profond respeet que les Anglais continuent toujours de porter 21 Fimmortel
chancelier, mais encore par 1a haute importance que 1a nation entiizre attache au sens
comrhun, common sense, et elle y demeura Pennemie irreeonciliable de tous les systömes
qui ne reposent pas sur Yobservation." Sprengel, Hisfoire de la Mädecine, V, 411,
Paris 1815.