Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 2)

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des Schott. 
Untersuchung 
Geistes 
uns eine Vorstellung davon machen; wenn wir bedenken, was bis 
jetzt mit Hülfsmitteln geleistet worden ist, die den unserigen weit 
nachstehen. In einem Werke von grossem Ruf aus dem Jahre 1848 
wird gesagt, seit der Erscheinung von Oullen's Nosologie habe 
das blose Verzeichniss der Krankheiten sich fast verdoppelt, während 
unsere Kenntniss von den Thatsachen der IQ-ankheit sich mehr als 
verdoppelt habe. 235) 
Ich habe jetzt nur noch einen Namen zu dieser glänzenden 
Liste grosser Schotten aus dem 18. Jahrhundert hinzuzufügenßgli) 
Aber es ist der Name eines Mannes, der wegen seines umfassenden 
und originellen Geistes unmittelbar nach Adam Smith kommt und 
weit über jeden anderen Gelehrten, den Schottland hervorgebracht 
hat, gestellt werden muss. Ich meine natürlich John Hunter. Sein 
einziger Fehler war hie und da eine Dunkelheit, nicht nur der 
Sprache, sondern auch des Gedankens. Hierin und vielleicht hierin 
allein hatte Adam Smith den Vorzug, denn sein Geist war so bieg- 
sam und bewegte sich so frei, dass selbst die grössten Entwürfe 
ihn nicht überwältigen konnten. Dagegen scheint es, dass Hunter's 
Geist manchmal durch die Grösse seiner eigenen Gedanken gestört 
wurde, und zweifelte, welchen Weg er einschlagen sollte. Er 
schwankte und der Ausdruck seines Gedankens wurde undeutlich. 237) 
935) "New, when the diseases of Cu1lcn's nosology have been almost doubled, und 
the facts relating to tlxem have bcen more than deubled." Wz'llz'runs' Prineiplcs qf 
Medicine, London 1848, p. 522. 
236) Ich wollte eine Uebersieht des Brownschen Systems geben, das Dr. John 
Brown, erst ein Schüler, dann ein Nebenbuhlcr Cullen's, gründete. Aber die wahre 
Grundlage oder der Ausgangspunkt seines Systems war nicht die Pathologie, sondern 
die Therapie. Seine vorschnelle Eintheilung aller Krankheiten in sthenisehe und 
asthenisehe hat keinen Anspruch auf wissenschaftlichen Begriff, und ist nur eine künst- 
liche Eintheilixng, um stimulirende Behandlung an die Stelle der alten schwäehenden 
zu setzen. Er ging nun zwar ins entgegengesetzte Extrem; aber das ist lediglich 
praktisch und geht daher diese Einleitung nichts an. Eben darum lasse ich auch Curric 
aus, einen bedeutenden Therapeuten, aber einen gewöhnlichen Pathologen. Dass ein 
so armes und dünnbevölkertes Land wie Schottland in so kurzer Zeit so viel ausge- 
zeichnete Männer hervorgebracht, ist höchst merkwürdig. 
937) Mr. Ottley (Läfe qf Hunter, p. 186) sagt: „In his writings we occasionally 
ünd an obscurity in the expression of his thoughts, a want of logical accuraey in his 
reasonings, and an ineorrcctness in his language, resulting from a defieient edueation." 
Aber unvollkommene Erziehung wird niemand unklar machen, ebenso wenig als eine 
gute 11111 klßr machen wird. Klare Gedanken, klarer Ausdruck; das ist aber eine 
Naturgabe; alle Bildung kann sie nur wenig bessern. Männer ohne Bildung, ohne auch 
nur den hundertsten Theil von Huntefs Geist zu besitzen, sind oft klar genug. Da-
	        
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