des
während
I8. Jahrh.
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ausschliesst, lassen sich nach Cullen's Meinung die aufeinander
folgenden Zustände der Erschlaffung, des Frostanfalls und des
Hitzeanfalls durch ein bloses Argumentiren aus den soliden Theilen
erklären, und dies brachte auch noch seine wohlbekannte Unter-
scheidung der Fieber hervor, solcher, deren Dauer von dem Ueber-
maass der Krämpfe herrührt, und solcher, deren Dauer von einem
Uebermaass der Schwäche herrührtfßi)
Ein ähnlicher Gedankenprozess erzeugte seine Nosologie oder
allgemeine Eintheilung der Krankheiten. Diese ist von Vielen als
sein werthvollstes Werk betrachtet wordemm) aber aus Gründen,
die wir schon angeführt, müssen wir alle solche Versuche als vor-
eilig verwerfen und dafür halten, dass sie wohl mehr Uebel als
Gutes stiften, wenn sie etwas anderes sein sollen als ein bloser
Behelf für das Gedächtniss. Jedenfalls fällt Cullen's Nosologie,
obgleich sie deutliche Spuren seines mächtigen organisatorischen
Geistes zeigt, rasch in Missachtung, und wir können versichert
sein, dass noch lange alle seine Nachfolger ein ähnliches Schicksal
erwartet. Unser pathologisches Wissen ist für eine so grosse
Unternehmung noch zu jung. 234), Wir haben alle Ursache zu
erwarten, sie werde mit Hülfe der Chemie und des Mikroskops
rascher als bisher fortschreiten. Ich wage zwar nicht vorhe1'zu-
sagen, wie schnell dieser Fortschritt sein werde, aber wir können
939) „If wa may trust to our conclusions with respect to the proximate cause, it
follows, most naturally, from the view thero given, that the continued fever is always
owing to an eXCess of spasm, or to an excess of debility: as the one or other of these
prevails, it will give one 01' other of the two forms, either the Synoeha or inflamma-
tory fever, or the Typhus or nervous fever." Oullenäv Werks, I, 518.
933) „Cullen's most esteemed work is his Nosology." Hamiltanäs History of Me-
rlicine, London 183.1, II, 279. „His Nosology will probably survive all his other works;
it is indisputably the best system which has yet appeared." Lives of Britiah Physi-
cians, London 1830, p. 213. "Celle de Cullen, qui parut en 1772, et qui coustitue
un veritable progres." Renouard, Historie de la Mädecine, Paris 1846, II, 231. Siehe
auch Hoopea-Äs Medical Dictionary, edited by Dr. Grnnt, London 1848, p. 937. Aber
ich zweifle, ob in den berühmtesten medicinischen Werken, die in England Während
der letzten 12 oder 15 Jahre erschienen sind, sich ein Beispiel findet, dass Cullen's
nosologische Eintheilung angenommen worden. Im Auslande, besonders in Italien wird
sie mehr geschätzt. '
534) „I had rather not be cramped und hampered by aitßmptillg what abler heads
than mine have failed to achieve, and what, in truth, I believe, in the present gtßte
of our science, to be impossible, a complete methodical system of nosology." Waisen?
Princzples und Practice of Pkysic, London 1857, I, 9. Dies ist die Bemerkung eines
Mannes von grossem Verstande.