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Untersuchung
Scliott.
des
Geistes
nannte. m) Sie wirkte auf die soliden vitalen Theile. Wenn sie
richtig wirkte, war der Körper gesund, wenn sie nicht richtig
wirkte, war er krank. Daher war der Zustand der soliden Lebens-
theile die Hauptursache der Krankheit, und da die Energie
des Gehirns hauptsächlich den Zustand der soliden Lebenstheile
bestimmte, so wurde es wichtig, die Einliüsse kennen zu lernen,
welche auf die Energie wirkten; in ihnen-würden wir dann den
Anfang der Reihe ünden. Diese Einflüsse theilte Cullen ein in
physische und geistige. Die physischen waren Hitze, Kälte und
Ausdünstungen, die drei stärksten materiellen Störungen des mensch-
lichen Körpersfm) Die geistigen Einiiüsse, welche das Gehirn zur
Wirkung auf die soliden Theile anregten, begriff er unter sechs
verschiedenen. Abtheilungen, dem Willen, den Gemüthsbewegungen,
den Gelüsten, den Neigungen und endlich den zwei grossen Elemen-
ten der Gewohnheit und der Nachahmung, auf die er mit gutem
Grunde bedeutendes Gewicht legte. 222) Bei seiner Argumentation
aus diesen geistigen Ursachen und bei seiner Abstraction der Be-
ziehungen zwischen ihnen und den Gefühlen des Körpers verfuhr
er seiner Lieblingsmethode getreu deductiv, aus den metaphysischen
Principien, die damals im Gange waren, ohne inductiv nach ihrer
Stichhaltigkeit zu fragen, denn eine solche Induction, glaubte er,
sei nicht seine Aufgabe. m) Er war zu eifrig mit dem Fortschritt
m) Uullerfs Werks, I, 65, 600, lI, 364. Dr. Thomson hatte Zutritt zu Papieren
und Vorlesungen Cullexfs, die nie gedruckt werden sind, und er sagt: (Life of Oullrm
l, 265): „His specnlations with regard to the diiferent fnnctions of the nervous system,
but more particnlarly with regard to that of the Animal Power 01' Energy of the
brain, were incorporated with every opinion whieh he tanght coneerning the pheno-
mena of the enimal economy, the causes of diseases, and the operation of medicines;
and they may be said to constitnte. a most important part, if not the sole basis, of
that system of the Praetice of Physic, which he made the snbjeet of prelection, as
well es of study, for a. period of nearly forty years, before he ventured to give it to the
public." Oullen begriff unter dem Ausdruck "Gehirn" den Inhalt der Wirbelsäule mit.
991) Gallen? Werks, I, 40, 546, 558, 648, H, 321.
991) Oulleofs Werks, 1, 86, 91, 100, 101, 108, 116, 553, 592, II, 35, 366. Vergl.
die Zusammenfassung der Ursachen in Thomsofßs Lzfe of Gallen, 1, 289,
223) E1- sagt (Werks, I, 31, 32), "Whoever has the smallest tincture of metaphysics
will know the distinetion pointed at here between fhe qualitiee of bodies es primary
and seeondary." "Wlwther these distmctions be well w ill founded, it is not my
business ta inquire." Aber obgleich er es nicht für seine Sache hielt, diese und ähn-
liche Unterschiede zu untersuchen, glaubte er sich doch berechtigt, sie anzunehmen und
aus ihnen zu schliessen, als ob sie die Thätigkeit der Empfindungen erklären könnten,
deren Ausartuxlg den Berührungspunkt von Metaphysik und Pathologie bildet. Siehe