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Geschichte
Span.
des
Geistes
eine ähnliche in Spanien nie hätte ausbrechen können) eine richtige
und sehr treffende Bemerkung über diesen Gegenstand. Er sagt,
die Spanier betrachteten einen Mangel an Ehrfurcht gegen Könige
als ein nungeheures Verbrechen"; "unterwüriige Ehrfurcht gegen
ihre Fürsten war ein wesentlicher Theil ihrer Religionfm)
Dies waren also die beiden Hauptelemente, aus denen der
Spanische Charakter sich bildete. Unterthänigkeit und Aberglauben,
Ehrfurcht gegen die Könige und Ehrfurcht gegen ihre Priester-
schaft beherrschten als leitende Prinzipien den Spanischen Geist
und bestimmten den Gang der Spanischen Geschichte. Die eigen-
thümlichen und ganz ungewöhnlichen Verhältnisse, unter denen sie
sich erzeugten, haben wir ebenangedeutet, und nachdem wir nun
ihren Ursprung entdeckt, Wollen wir ihre Folgen darzulegen ver-
suchen. Diese Untersuchung über ihre Folgen wird um_ so bedeu-
tender sein, nicht nur weil sonst nirgends in Europa diese Gefühle
so stark, so anhaltend und so ungemischt erschienen sind, sondern
auch weil Spanien, das am äussersten Ende des Continents liegt,
und durch die Pyrenäen von ihm abgeschnitten ist, aus physischen
Ursachen sowohl, als aus moralischen mit andern Völkern wenig
in Berührung gekommen ist. 74) Der Lauf der Ereignisse wird
daher durch fremde Sitten nicht gestört, und dadurch wird es
leichter, "die reinen und natürlichen Folgen des Aberglaubens und
73) „And Olivarez had been heard to censure very severely tlxxe duke's (Bucking-
harn's) familiarity und want of respect towards the prince, a. erime monstrous to the
Spaniurd." „Their submiss reverence 1:0 their princes being a vital part of their
religion." Ularendorfs Hisiory of the Rebellion, ed. Oxford 1843, p. 15. Ueber die
Religion der Loyalität in einer frühem Periode siehe Florez, Rcynas" Uailzolicas, I,
421; „La. persona del Rey fue mirada de sus Iieles vassnllos con respeto tan sagrado,"
und Widerstand war "uns. especie de sacrilegio."
74) Diese Hindernisse des Verkehrs galten einst für fast unübersteiglich. Fon-
tenay-Mareuil, der Spanien 1612 besuchte, und auf diese That nicht wenig stolz war,
sagt: „An reste, pareequßn ne va pas aussy ordinairement en Espagne qu'en Franee,
en Italie et ailleurs; et qu'estant comxne en un coin, et separe du reste du monde
pur lu mer ou par les Pyränees, on n'en n, ce me semble, guere de connaisance , j'ay
pensä qne je devois faire icy une petite digression pour dire ce que j'en ay appris
dans ce voyage et depuisf" Mümoires de Fontenay-Marczoil in Oolleotion des Mmzoires
pur Petitot, I, 169, 10 Sörie, Paris 1826. Siebzig Jahre später sagt ein andrer Schrift-
steller über Spanien von den Pyrenäen: „Oes montagnes sont ä. nos voyageurs modernes,
ce qxfätoit aux anciens mariniers le Non plus ultm et les colomnes du gmnd Hercule."
L'Estat de VE-zpagne, Genäve 1681, Epistre, p. II. Dies Werk ist wenig bekannt und
verdient kaum gelesen zu werden; es bildet den 3. Theil des Buchs Le Prudent
Voyageur.