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des
Untersuchung
Schott.
Geistes
Ob eins dieser Elemente je die Oberhand über seinen Gegner erhalten
werde, ist eine Speculation von höchstem Interesse. Denn wir
haben Grund zu vermuthen, dass zu einer Zeit das Feuer thätiger
war als das Wasser, und zu einer anderen wieder das Wasser
thätiger als das Feuer. Dass sie in beständigem Kriege begriifen
sind, ist eine Thatsache, womit die Geologen vollkommen vertraut.
sind, obwohl in diesem wie in manchen anderen Fällen die Dichter
die ersten waren, die diese Wahrheit entdeckten. Im Auge der
Geologen ist das Wasser fortdauernd bemüht, alle Unebenheiten
der Erde zu einer Fläche abzuebnen, während das Feuer mit seiner
vulkanischen Thätigkeit ebenso damit beschäftigt ist, die Uneben-
heiten wieder herzustellen durch Aufwerfung von Massen an die
Oberfläche und durch verschiedentliche Störungen der Erdrindeßßß)
Und da die Schönheit der Aussenwelt hauptsächlich von ihrer
unregelmässigen Erscheinung abhängt, ohne welche keine Land-
schaft eine Mannigfaltigkeit der Formen und eine bedeutende Ver-
schiedenheit der Färbung gewährt haben würde, so denke ich,
Wird man uns nicht zu grosse Spitzfindigkeit schuld geben, wenn
wir sagen, das Feuer habe uns von der Einförmigkeit gerettet,
zu der das Wasser uns verdammt haben würde, und sei dadurch
die entfcrntere Ursache der Phantasieentwickelung geworden, der
wir unsere Poesie, unsere Malerei und unsere Bildhauerkunst ver-
danken, und habe so nicht nur die Freuden unseres Lebens wunder-
bar erhöht, sondern auch dem menschlichen Geiste eine Vollständig-
keit der Entwickelung gegeben, zu welcher er sich ohne diesen
Antrieb nicht hätte erheben können.
Als die Geologen das Studium der Gesetze begannen, nach
denen Feuer und Wasser den Bau der Erde verändert hätten,
standen ihnen zwei verschiedene Wege offen, nämlich der inductive
und der deductive. Die deductive Methode wäre, die wahrschein-
'69) „The great agents of change in the inorganic world may be divided into two
principal clases, the aqueous and the igneous. To the aqueous belong rain, rivers,
torrents, springe, currents, and tides; to the igneous, volcanos aml earthquakes. Both
these classes are instruments of decay as well as of reproduction; but they may also
be regarded as antagonist forces. For the aqueous agents are incessantly labouring to
reduce the inequalities of the enrth"s surface to a level; while the igneous are equally
active in restoring the unevenness of the external crust, partly by heaping up new
mattär in certain localities, and partly by deprßßßivg one portion, und forcing out
another, of the eartlfs envelope." LycWs Principles of Geoloyy, QthAedit, London
1853, p. 198.