Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 2)

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des 
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gesichert ist, und das Verlangen erzeuge, zu hastig nach Blicken in 
die Ferne zu haschen, ehe noch das Feld dazwischen durchmessen 
sei. Dass die Phantasie diese Tendenz hat, lässt sich nicht leugnen. 
Aber die ihr darum zuwider sind und folglich Poesie von Wissen- 
schaft scheiden wollen, fassen, nach meiner Ansicht, die Thätigkeit 
des menschlichen Geistes und die Art und Weise, wie man zur 
Wahrheit gelangt, allzubeschränkt auf. Im Dichten liegt eine gött- 
liche und prophetische Kraft und eine Einsicht in den Gang und 
das Wesen der Dinge, die es bei richtigem Gebrauch zu einem 
Verbündeten statt zu einem Feinde der Wissenschaft macht. Der 
Dichter betrachtet die Natur von der Seite der Erregtheit, der 
Mann der Wissenschaft von der Seite des Verstandes. Aber die 
Gemüthsbewegungen gehören eben so sehr zu unserem Wesen als 
der Verstand; sie sind eben so wahr," und wahrscheinlich eben 
so richtig. Obgleich ihr Gesichtspunkt ein verschiedener ist, so 
ist er darum kein launenhafter. Sie gehorchen festen Gesetzen, 
folgen einem geregelten gleichmässigen Lauf; sie verlaufen folge- 
richtig; sie haben ihre Logik und ihre Methode zu schliessen. Das 
Dichten ist daher ein Theil des Denkens, einfach darum, weil die 
Gemüthsbewegungen ein Bestandtheil des Geistes sind. Verachtet 
der Mann der Wissenschaft ihre Lehren, so ist das um so schlimmer 
für ihn. Er hat nur die Hälfte seiner Waden, sein Rüsthaus ist 
nicht gefüllt. Eroberungen mag er machen, seine natürliche Stärke 
kann den Mängeln seiner Ausrüstung abhelfen. Aber sein Erfolg 
würde vollkommener und rascher sein, wenn er passend ausgestattet 
und zum Kampf vorbereitet wäre. Und ich muss es als das ärgste 
geistige Symptom meines grossen Vaterlandes ansehen, was ich 
die unvollkommene Bildung seiner Naturforseher zu nennen wagen 
muss, ein Mangel, der sich sowohl in ihren Schriften als in ihrer 
Gedankenrichtung zeigt. Dies ist um so bedenklicher, weil sie als 
eine Gesammtheit, mögen wir auf ihre Talente oder die Wohl- 
thaten, die wir ihnen verdanken, oder den Einfluss sehen, den sie 
ausüben und den sie wahrscheinlich auch ferner über den Fort- 
schritt der Gesellschaft ausüben werden , die bedeutendste Klasse 
in England bilden. Es lässt sich jedoch nicht verbergen, dass sie 
einen angehörigen Respect vor Experimenten, eine unpassende Liebe 
zu kleinliehem Detail und eine Neigung, die Erfinder neuer In- 
strumenteund Entdecker von neuen oft unbedeutenden Thatsachen 
zu überschätzen, an den Tag legen. Ihre Vorgänger im 17. Jahr- 
hundert richteten ohne Zweifel durch die kühnere Anwendung von
	        
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