Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 2)

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Geschichte 
Span. 
Geistes 
so würden sie angesichts der furchtbaren Ueberzahl ihrer Feinde 
keine Möglichkeit gehabt haben, ihre National-Existenz zu behaup- 
ten. Der lange Krieg, welcher entstand, war politisch und religiös 
zugleich und führte ein inniges Bündniss der Politiker mit den 
Geistlichen herbei; denn den Königen und der Geistlichkeit lag 
es gleich sehr am Herzen, die Mahornedaner aus Spanien zu 
vertreiben. Fast acht Jahrhunderte hindurch wurde den Spaniern 
diese Verbindung der Kirche mit dem Staate durch ihre eigen- 
thümliche Lage aufgenöthigt; und als diese Nothwendigkeit nach- 
gelassen hatte, war es natürlich genug, dass die alte Ideenver- 
bindung die ursprüngliche Gefahr überlebte, und dass der Volksgeist 
einen Eindruck empfangen hatte, der kaum" wieder auszulöschen 
war. 
Zeugnisse über diesen Eindruck und über die Unterwürtigkeit 
ohne Gleichen, die er hervorbrachte, drangen sich bei jedem Schritte 
auf. In keinem andern Lande sind die alten Balladen so zahlreich 
und so innig mit der Vaterländischen! Geschichte verbunden. Man 
hat jedoch die Bemerkung gemacht, dass ihr Hauptcharakterzug 
der Eifer ist, Womit sie Gehorsam und Ergebenheit gegen die 
Könige einprägen, und dass sie sogar ihre beliebtesten Tugend- 
spiegel lieber mit diesem Motiv versehen, als sie mit kriegerischen 
Heldenthaten ausstatten. 64) In der Litteratur war die erste grosse 
Erscheinung des Spanischen Geistes das Gedicht von1 Oid, verfasst 
gegen das Ende des 12. Jahrhunderts, und darin finden wir wieder 
neue Belege jener ausserordentlichen Unterthänigkeit, welche die 
Verhältnisse dem Spanischen Volke aufgezwungen. 65) Eine ähn- 
34) „More ballads are connected with Spanish history than with any other, and, 
in general, they are bettet. The most striking peeuliarity of the whole muss is, 
perhaps, to be found in the degree in which it expresses the national character. 
Loya1ty'is constantly prominent. The Lord of Butrago saeriüces his own life to save 
that of his sovereign," etc. Ticknoräe History of Spanish Literature, I, 133. „In the 
implicit obedience of the old Spanish knight, the order of the king was paramount 
to every consideration, even in the case of friendship und love. This code of obedience 
has passed into a proverb-'mas pesa el Rey que 1a sangref" Fowfs Spam, p. 183_ 
Vergl. das treifliche kleine Werk von Lewes, The Spanish Drama, London 1846, p. 120; 
"ballads fnll of war, loyalty, and love." 
65) Siehe einige interessante Bemerkungen in Tapüis Oivilizacion Espaüola, vol. I. 
Er bemerkt, dass der Cid, so grausam ihn auch Alfons verfolgte, nach einem grossen 
Siege es sein erstes Geschäft sein liess, einem seiner Hauptleute aufzutragen "para 
que lleve a1 rey Alfonso treinta caballos sirabes bien ensillados, eon sendas espadas 
pendientes de los arzones en seüal de homenage, ä ßesar ziel agravia que habia rßcibido,"
	        
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