während des
Jahrh.
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zeugung, dass es zum Heil der Gesellschaft wäre, wenn er die
herrschende Philosophie umstürzen könne. Diesem Zwecke widmete
er sein langes thatiges Leben; er sah ein, dass die Blösse des
feindlichen Systems seine Methode war; er deutete die Mängel
dieser Methode an und erklärte, vielleicht irrthümlich, jedenfalls
aber aufrichtig, sie könne nie zur Wahrheit führen. Dennoch und
trotz alledem war der Einfluss seines Zeitalters so gross und bildete
die Macht der Verhältnisse seinen Geist so vollständig, dass er
nicht im Stande war in seinen eigenen Werken die nämliche
Methode zu vermeiden, die er bei Andern verworfen hatte. Ja
so wenig vermied er sie, dass er ihr Sklave war. Den Beweis
davon will ich jetzt geben, denn ausser seiner Wichtigkeit für die
Geschichte des Schottischen Geistes hat er das Verdienst uns zu
zeigen, wie wir durch die uns umgebende Gesellschaft gemodelt
werden; wie selbst unsere kräftigsten Handlungen unter dem Ein-
iiuss allgemeiner Ursachen stehen, die wir oft nicht kennen und
um deren Erkenntniss sich wenige von uns kümmern; und endlich
wie lahm und ohnmächtig wir sind, wenn wir als Individuen den
Strom in seinem Laufe aufhalten und dem grossen Fortschritt uns
widersetzen wollen, statt ihn zu unterstützen, wenn wir in unserer
Eitelkeit unsere kleinen Wünsche dem majestätischen Lauf der
Ereignisse entgegensetzen, der sich nicht unterbrechen lasst, sondern
gross und furchtbar einherbraust, während Generation um Generation
verschwindet und eine nach der andern von seinem mächtigen
Strudel verschlungen wird.
Sobald Reid mit der Widerlegung der Humelschen Philosophie
fertig war undseine eigene aufzubauen begann, unterwarf er sich
der herrschenden Methode. Jetzt versichert er uns, alles Philo-
sophiren müsse von höchsten Principien ausgehen, und dass wir,
weit entfernt davon auf diese Principien zu schliessen, sie sogleich
zugeben und zur Grundlage aller weiteren Argumente machen
müssten. 120) Nachdem der Forscher sie zugegeben hat, werden
m) „Al1 reasoning must be from ürst principles; und for Iirst principles no other
reason can be given but this, that, by the constitution of our natura, we are under
a necessity of assenting to them." Reidls Inquiry, p. 140. „A1l reasoning is from
prineiples." "Most justly, therefore, do such principles disdain 1:0 be tried by
reason, und laugh at all the artillery of the logican when it is directed against them."
p. 372. „All knowledge gut by peasoning must be bnilt upon ürst principles." ReidÄs
Essays, II, 220. „In every brauch of real knowledge there must be ürst principles,