während des
J ahrh.
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so ist dieses Leid ein sehr ernsthaftes. Die Menschen beumuhigen
sich, sie werden Wankend, sie können das plötzliche Licht nicht
ertragen, eine allgemeine Ruhelosigkeit überkommt sie, der Anblick
der Gesellschaft scheint gestört oder gar verzerrt, alte Interessen,
alteGlaubenssätze werden zerstört, ehe neue geschaffen worden
sind. Die Symptome sind die Vorläufer von Revolutionen, sie sind
allen grossen Veränderungen voraufgegangen, die die Welt durch-
gemacht hat; und während sie Fortschritt andeuten, wenn sie nicht
ausschweifend sind, so drohen sie mit Anarchie, wenn sie nicht
Maas halten. Den Praktikern liegt es ob, solche Symptome zu
mässigen und dafür zu sorgen, dass die Wahrheiten, welche Philo-
sophen entdecken, nicht zu voreilig angewendet werden, damit sie
das Getriebe der Gesellschaft nicht aus den Fugen renken, statt
es zu stärken. Der Philosoph aber hat nur die Wahrheit zu ent-
decken und zu verbreiten; und das ist für Jeden, wie gross auch
immer sein Geist sei, eine hinlänglich schwere Arbeit. Diese
Theilung der Arbeit zwischen Denkern und Geschäftsleuten spart
Kräfte und schützt beide Theile vor Verschwendung ihrer Talente.
Sie stellt einen Unterschied auf zwischen der Wissenschaft, welche
die Principien findet, und der Kunst, welche sie anwendet. Eben
so erkennt sie an dass jeder, der Philosoph und der Praktiker,
seine eigene Rolle zu spielen hat und auf seinem Felde Herr ist.
Aber es ist eine verhängnissvolle Unklarheit, wenn einer in die
Sphäre des andern übergreifen will. Jeder ist an seinem Platze
unabhängig und unserer Bewunderung würdig. Wie aber Praktiker
nie zugeben sollten, dass speculative Folgerungen der Philosophen,
seien sie auch noch so wahr, wirklich in Ausführung gebracht werden,
bevor die Gesellschaft einigermaassen zu ihrer Aufnahme bereit ist;
so müssen andererseits Philosophen keinen Anstand nehmen, sich
nicht fürchten und sich in ihrem Laufe nicht aufhalten lassen,
weil ihre Einsicht sie zu Schlüssen führt, die auf den Umsturz
bestehender Interessen gehen. Die Aufgabe eines Philosophen ist
klar. Sein Weg liegt gerade vor ihm. Er muss sich alle Mühe
geben die Wahrheit herauszubringen, und wenn er damit zu einem
Abschluss gekommen ist, so muss er nicht davor zurückschrecken,
weil sie nicht angenehm ist oder gefährlich scheint, sondern sie
gerade deswegen um so fester halten und sie bei böser Nachrede
eifriger aufrecht erhalten als bei guter, sie weit und breit ausrufen,
ohne alle Rücksicht darauf, welche Meinungen er verletzt oder
welche Interessen er gefährdet, Anfechtung um ihretwillen suchen,