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Untersuchuhg
Schott.
des
Geistes
Diese Sätze, die nicht nur einleuchtend, sondern wahrscheinlich
auch wahr sind, hätten nach der inductiven Philosophie aus einer
Uebersicht von Thatsachen abgezogen werden müssen, d. h. aus
einer Sammlung von Zeugnissen über diesen Zustand der Religion
undüber das speoulative Vermögen, wie es sich bei wilden Volks-
stämmen vortindet. Aber dessen enthält sich Hume; er bezieht
sich auf keinen unter den vielen Reisenden, welche solche Völker-
schaften besucht haben; ja, im ganzen Verlauf seines Werkes
erwähnt er kein einziges Buch, in dem Thatsachen über das Leben
der Wilden aufgezeichnet sind. Ihm war es genug, dass der Fort-
schritt von dem Glauben an viele Götter zu dem Glauben an einen
Gott der natürliche wäre, d. h. mit anderen Worten: dies schiene
ihm der natürliche Verlauf zu sein; 106) damit begnügte er sich. In
andern Theilen seiner Abhandlung, wo er die religiösen Meinungen
der Griechen und Römer behandelt, zeigt er eine leidliche, obgleich
keineswegs bemerkenswerthe Gelehrsamkeit; aber die Stellen, welche
er anführt, beziehen sich nicht auf die ganz barbarische Gesellschaft,
in der nach seiner Annahme der Polytheismus zuerst entstand.
Die Prämissen seines Philosophirens hat er also aus seinem eigenen
Geiste entwickelt. Er philosophiite deductiv aus den Ideen, die
sein mächtiger Geist ihm darbot, statt inductiv aus den Thatsachen
aophical Works, IV, 472. "The primary religion of mankind arises chiefly from an
anxious fear of future events." p. 498.
496) „It Seems certain, that, ewcording to the natura! progress of human tkought,
the ignorant multitude must ürst entertain some grovelling und familiar notion of
superior powers, before they stretch their conception to that perfect Being who besto-
wed order on the whole frame of nature. We may as reasonably imagine, tkat man
inhabited palaces bqfore Izuts und oottuyes, or studied geometry before agriculture, as
assert that bhe Deity appeared to them a pure spirit, omniscient, omnipotent,' und
omnipresent, before he was apprehended to be a. powerful though limited being, with
human passions und appetites, limbs and organs. The mind rises gradually from in-
ferior to superior. Byyabstracting from what is imperfect, it forms an idea of perfec-
tion; and slowly distinguishing the nobler partsi of its own frame from the grosser, it
learns to transform only the former, much elevated und reüned, to its divinity. No-
thing could disturb this natural progress of thought, but some obvious und invincible
argument, which might immediately lead the mind into the pure prineiples of theism,
und make it overleap, at one bound, the vast intewal which is interposed between
the human and the Div-ine natura. But though I allow, that the oraler and frame of
19119 ullivßrse, when accurately examined, affords such an argument, yet I am neuer
thinlr that this consideration could have an inüuence on mankind, when they formed
their first rude notions of religion." Natural History- of Religion, in Philosopkical
Works, IV, 438.