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des
Untersuchung
Schott.
Geistes
Zinsfusses nicht von ihrer Seltenheit oder ihrem Ueberfluss ab,
sondern von der Wirkung allgemeinerer Ursachen. 85) Als eine
nothwendige Folge dieser Sätze gab Hume an, dass die bestehende
Politik im Irrthum sein müsse, wenn sie handelnde Staaten dahin
brächte, sich als Nebenbuhler anzusehen, während in Wahrheit die
Frage, aus einer gewissen Höhe angesehen, nicht die der Neben-
buhlerschaft, sondern die der Zusammenwirkung sei; jedem Lande
käme der steigende Reiehthum seiner Nachbarn zu Gute. 36) Wer
den Charakter der Handelsgesetzgebung und die Ansichten selbst
der aufgeklärtesten Staatsmänner vor hundert Jahren kennt, wird
es sehr merkwürdig finden, dass diese Ansichten im Jahre 1752
vorgetragen worden sind. Noch merkwürdiger ist es aber, dass
ihr Verfasser später den Fundamental-Irrthurn, welchen Adam Smith
beging, und der manche seiner Schlüsse verfälscht, entdeckt hat.
Der Lrrthum besteht darin, dass er den Preis in drei Bestandtheile
aufgelöst hatte, nämlich: Lohn, Gewinn und Pacht, während es
jetzt bekannt ist, dass der Preis sich aus Lohn und Gewinn zu-
sammensetzt, und dass die Pacht kein Element, sondern ein Resultat
von ihm ist. Diese Entdeckung ist der Eckstein defpolitischen
Oekonomie, aber er ist durch eine so lange und so scharfsinnige
Beweisführung festgestellt werden, dass die wenigsten ihm ohne
Straucheln folgen können, und dass die Mehrheit derer, die ihm
zustimmen, es unter dem Einfluss der grossen Schriftsteller thun,
35) Humds Philosophical Werks, III, 333-335. Selbst jetzt ist die Kenntniss
dieser Wahrheit so wenig verbreitet, dass noch neulich, als Australien und Californien
viel Gold lieferten, es eine weit verbreitete Ansicht war, die Zinsen würden sinken,
und doch ist nichts gewisser, als dass der Zinsfuss ganz unberührt bleiben würde,
würde auch so viel Gold als Eisen gefunden. Die ganze Wirkung würde auf den
Preis fallen. Die Bemerkungen über diesen Gegenstand in Ritehiefs Life of Hume,
London 1807, p. 332, 333, sind sehr interessant, denn sie zeigen den langsamen Fort-
schritt des Denkens und die Schwierigkeiten, welchen Geister, die nicht speciell geschult
sind, begegnen, wenn sie sich mit Untersuchung dieser Gegenstände befassen.
36) „Nothing is more usual, among states which have made some advance in com-
merec, than to look on the progress of their neighbours with a suspicious eye, to cou-
sider all trading states as their rivals, and to suppose that it is iinpossible for any
of them to üourish, but at their expense. In opposition to this narrow and malignant
cpinion, I will venture to assert, that the increase of riches and commerce in any ene
nation, instead of hurting, commonly promotes thc riches aud commerce of all its
neighboirrs." „I go farther, and observe, that where an open eommunieation
iS Preserved among nations, it is impossible but the domestic industry of every one
muSt reßßivß an increase fmm the improvements of the others." Essay an tlw Jealllusy
of Trade, in Hmne's Plailosophical Works, III, 368, 369.