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Untersuchung
des
Söho tt.
Geistes
blieb und seinen Werken den Charakter eines tiefen und originellen
Denkers gab, der mitten im 18. Jahrhundert praktische Lehren
verfocht, die so unfrei waren, dass, wenn sie durchgesetzt worden
wären, sie zum Despotismus geführt hatten, und der dennoch zu-
gleich speculative Lehren verfooht, die so kühn und aufgeklärt
waren, dass sie nicht nur seine eigene Zeit, sondern in einem
gewissen Grade selbst die Zeit, in welcher wir leben, hinter sich
zurücklassen. Unter seinen speculativen Ansichten sind die wich-
tigsten seine Theorie von dem Causalzusammenhang, der den Begriff
der Kraft ausschliesst, und seine Theorie von den Gesetzen der
Ideenassociation. Keine von diesen Theorien sind in ihrer ursprüng-
lichen Fassung ganz neu, aber seine Behandlung machte sie so
werthvoll, als wenn sie vollkommen sein Eigenthum gewesen wären.
Seine Theorie der Wunder in Verbindung einerseits mit den Prin-
cipien des Beweises und andererseits mit den Gesetzen des Causal-
zusammenhanges ist mit vollendeter Geschicklichkeit ausgearbeitet;
und nachdem sie später die Veränderungen von Brown erhalten,
ist sie jetzt die Grundlage geworden, worauf die besten Forscher
in diesen Dingen sich stützen. S") Sein Werk über die Moral-
principien bereitete durch die Aufstellung der Gesetze der Zweck-
massigkeit den Weg für Bentham vor, der nachher in sie noch
eine Schätzung der ferneren Folgen menschlicher Handlungen ein-
fügte, während Hume sich hauptsächlich auf die mehr unmittel-
baren Folgen beschrankt hatte. Die Niitzlichkeitstheorie war beiden
gemein, aber während Hume sie hauptsächlich auf den Einzelnen
anwandte, wandte Bentham sie auf die umgebende Gesellschaft an.
Bentham war umfassender, Hume aber, als der frühere, war origi-
neller. Das Lob der Originalität muss man auch seinen ökono-
mischen Theorien spenden. In ihnen befürwortete er die Principien
des Freihandels, welche die Politiker erst viele Jahre nach seinem
Tode anzunehmen begannenß") Im Gegensatz zu damals vor:
30) Brown bekennt in seinem grossen Werk einem der grössten die dies Jahr-
hundert hervorgebracht offen, dass ein Buch „is chieiiy refiective of the lights,
whichi he" (Hume) „has given." Browrüs inquiry intv tlw Relation of Cause und Efevl,
London 1835, p. 253. Siehe auch p. VII.
84) Während die Politiker seiner Zeit seine Ansichten verzichteten, scheinen die
Politiker unserer Zeit geneigt, sie zu überschätzen. Lord Brougham sagt z. B. in
seinem Life of Hnme, von Humes politischer Oekvllomie: "Mr. Hume is, beyond all
doubt, the author of the modern doctrines which now rule the world of scienee."
Broughawfs Werks, Glasgow 1856, II, 176. Die politische Oekonomie hat aber seit